Tubular Bells
(von 1973)
Manche Bands oder Sänger spielen jahrelang ohne jemals den internationalen großen Erfolg zu erreichen. Andere dagegen veröffentlichen ein Album und der Erfolg reicht dann für mehrere Jahre aus. Ein solches Beispiel ist der Mulit-Instrumentalist Mike Oldfield, der seine Karriere 1973 mit einem wahren Paukenschlag eröffnete, als sein Album "Tubular Bells" erschien.
Der Erfolg dieser LP war unwahrscheinlich. Bereits in den ersten drei Jahren gingen mehr als 10 Millionen Exemplare über die Ladentische. Neuere Angaben schwanken heute zwischen 17 und 20 Millionen verkaufter Alben.
MIKE OLDFIELD
Unter dem Namen Michael Gordon Oldfield wurde er am 15. Mai 1953 als Sohn eines Landarztes und Hobbygitarristen im englischen Reading geboren. Schon früh begann er sich für die Musik zu interessieren und brachte sich quasi im Alleingang das Spielen von Gitarre und später auch von vielen anderen Instrumenten bei.
Bald war für ihn sein weiterer Lebensweg klar: die Musik und zusammen mit seiner Schwester Sally Oldfield (geboren am 3. August 1947 in Dublin) gründete er 1967 das Duo "Sallyangie", dessen Musikrichtung die Folklore war. Nach Auftritten in Clubs und bei größeren Feiern, für die sie gebucht wurden, brachten sie bereits 1968 ihr erstes Album "Children of the Sun" heraus, das Nathan Joseph produzierte. Alle Lieder auf dieser LP waren von Mike und Sally Oldfield, die auch mit Gesang und Gitarre aktiv mitwirkte. Das Album der jungen Band wurde aber kein Erfolg, es wurde ein Ladenhüter und die beiden lösten "Sallyangie" noch im selben Jahr auf.
Seine Schwester Sally Oldfield wurde später als Sängerin vor allem in England fast ebenso berühmt wie er. Bei uns kannte man sie nicht unbedingt so weitverbreitet, da sie mit ihrem Stil doch eher in Bereichen der englischen Folklore lag, der hierzulande nicht unbedingt sehr erfolgreich ist.
Sie veröffentlichte Alben wie "Water Bearer" (1978), "Easy" (1979), "Celebration" (1980), "Playing in the Flame" (1981), "In Concert" (1982), "Strange Days in Berlin" (1983),"Femme" (1987), "Mirrors" (1987), "Instincts" (1989) oder "Natascha" von 1990.
Nach dieser Zeit begann Mike Oldfield als Studiomusiker zu arbeiten und konnte sich hier bald einen ausgezeichneten Ruf erarbeiten. Er wurde bald zu einem vielgefragten und -gebuchten Musiker. Versuche seinerseits in Bands zu arbeiten, gingen meist nach hinten los. Mit ein Grund dafür war, das er es verabscheute, eigenen Ideen und Einfälle in andere Hände zu legen und mit ansehen zu müssen, wie diese dort verarbeitet wurden.
Die besten Ideen und Vorstellungen hatte der introvertierte, scheue Einzelgänger, wenn er allein an seinen Stücken arbeiten und feilen konnte. Seine Kunst auf der Gitarre wurde immer perfekter, so das er ab 1970 immer öfter von anderen Musikern für Schallplattenaufnahmen gebucht wurde. Bands, in denen er kurz Mitglied war, waren beispielsweise "Barefeet" oder "The Whole World", einer von Kevin Ayers gegründeten Band, mit dem Oldfield später noch öfter zusammen arbeiten sollte.
Nachdem für ihn die Kapitel "Bands" endgültig abgeschlossen war, trieb er neben seinen offiziellen Arbeiten als Studiomusiker ein eigenes Werk voran, das seit 1970 im Planungsstadium war und langsam Gestalt anzunehmen begann. Sein damaliger Chef erlaubte ihm, nach Feierabend die Studioeinrichtungen zu nutzen und so konnte er endlich damit beginnen, sein großes Werk zu vollenden.
Das war der Beginn von "Tubular Bells". So entstand dann in der nächsten Zeit in mühevoller Einzelarbeit das Album, denn Oldfield spielte fast alle Instrumente auf dieser LP selber und nahm es auf einem mehrspurigen Aufnahmegerät auf, bis dann nach und nach die erste eigene LP fertig war.
Zunächst jedoch wollte er es keiner Plattenfirma anbieten, vermutlich auch aus Angst vor Enttäuschungen. Das Schicksal kam in Gestalt eines Bekannten namens Richard Branson. Die beiden boten sein Werk nun gemeinsam den Plattenfirmen an, aber niemand wollte es haben. Branson aber schien überzeugt zu sein; er lieh sich Geld und gründete ein eigenes Label: "Virgin".
Und so erschein dann das allererste Album der Firma "Virgin" am 25. Mai 1973, 10 Tage nach Mike Oldfield's 20. Geburtstag: "Tubular Bells". Die Musikrichtung dieser LP zu beschreiben, ist nicht einfach. Ich würde es mit Rock, gemischt mit allerlei verschiedenen Arten bezeichnen. Keine Ahnung, wie man es nennen soll, allgemein wird es als Rock-Album bezeichnet und der Name passt auch irgendwie.
Wenn es auf der LP auch viele ruhige Passagen gibt, Passagen mit wunderschönen Melodien und verschiedenen Instrumenten, so dominiert doch hier (wie auch auf fast allen späteren Oldfield-Alben) die E-Gitarre. Kein späteres Album von Mike Oldfield, auf dem die E-Gitarre nicht das dominierende Instrument ist.
"Tubular Bells" ist komplett instrumental - also ohne Gesang. Und es gibt auch nicht viele verschiedene Lieder. Auf Seite 1 der LP gibt es "Tubular Bells Part 1" und auf der zweiten Seite folglich "Tubular Bells Part 2". Jeder der Lieder ist weit über 20 Minuten lang.
Kurz zu den titelgebenden Tubular Bells, die man bei uns wohl Röhrenglocken nennen kann. Es sind einzelne Röhren oder Stäbe, die Maße sind unterschiedlich. Der Durchschnitt der einzelnen Röhren kann bis zu 2 cm sein, bei einer möglichen Länge von bis zu 3 m, auch die Anzahl der Röhren kann variieren. Die Röhren hängen frei an Schnüren befestigt und nach dem Anschlagen der Röhren kann man den Ton mit einem Pedal halten oder auch leicht verändern.
DAS NACHSPIEL
Das Erscheinen des Albums "Tubular Bells" veränderte Mike Oldfield´s Leben total; es ließ ihn nicht nur in die Rock-Geschichte eingehen, es machte ihn auch als 20jährigen bereits zum Millionär, denn das Album belegte kurz nach Erscheinen Spitzenplätze in den Charts. Es begann eine dreijährige Zeit, in der die LP ganz oben in den Hitlisten zu finden war und nach diesen drei Jahren hatte es die 10-Millionen-Verkaufsgrenze bereits überschritten. Mike Oldfield erhielt damals einen Grammy für die "Best Instrumental Pop"-LP".
Finanziell war der überragende Erfolg natürlich positiv für Oldfield, andererseits wurde er mit dem plötzlichen Ruhm nicht fertig. Die Öffentlichkeit wollte mehr von Oldfield wissen und drängte ihn zu Interviews und natürlich auch zu Live-Auftritten. Widerstrebend und nur auf Druck von Richard Branson ließ er sich überreden, "Tubular Bells" live aufzuführen. So wagte sich der scheue Künstler im Juni 1973 auf die Bühne und spielte erstmals vor großem Publikum in der "Queen Elizabeth Hall" in London.
Irgendwann Ende des Jahres 1973 startete der amerikanische Horrorfilm "The Exorcist" ("Der Exorzist", bei uns lief der Film am 20. September 1974 an), den Regisseur William Friedkin mit Ellen Bursytn, Max von Sydow, Lee J.Cobb und der jungen Linda Blair drehte. Für den Soundtrack nahm sich Friedkin Teile von "Tubular Bells". Die Tatsache, das der Film ein großer Erfolg wurde, machte auch Oldfield´s Musik in den USA enorm erfolgreich. So erfolgreich, das er für seine Verdienste um die britische Musik mit dem "Freedom of the City of London" ausgezeichnet wurde.
WEITERE KARRIERE
Mike Oldfield machte danach weiter. Sein weiterer Stil blieb bis Anfang der 80er Jahre weitesgehend auf opus-artige, lange Instrumental-Stücke, bis er ab 1982 auch Erfolge in der Pop-Musik erlangte. Hits wie "Moonlight Shadow" (1983), "Shadow on the Wall" (1983), "To France" (1984), "Tricks of the Light" (1984) oder auch "Pictures in the Dark" (1985) und "Innocent" (1989) waren auch bei uns recht erfolgreiche Lieder.
Bis heute ist Oldfield als Musiker aktiv und bringt weiterhin seine Alben heraus, bei denen er seinen Stil natürlich auch mal leicht bis mittel änderte.
MIKE OLDFIELD Discographie:
1973: Tubular Bells
1974: Hergest Ridge
1975: The Orchestral Tubular Bells
1975: Ommadawn
1976: Boxed (Sampler mit 4 LPs)
1978: Incantations (Doppel-Album)
1979: Exposed (Live-Album)
1980: QE 2
1981: Music Wonderland (Sampler)
1982: Five Miles out
1983: Crises
1984: Discovery
1984: The Killing Fields (Film-Soundtrack)
1985: The complete Mike Oldfield (Sampler, Doppel-Album)
1987: Islands
1989: Earth Moving
1990: Amarok
1991: Heaven's open
1992: Tubular Bells II
1993: Elements (Sampler, Auszug aus der folgenden Edition)
1993: Elements (Sampler, Album mit drei CDs)
1994: The Songs of distant Earth
1996: Voyager
1998: Tubular Bells III
1999: Guitars
1999: The Millennium Bell
2001: The Best of Tubular Bells (Sampler)
2002: Tr3s Lunas
2003: Tubular Bells 2003
2003: The complete Tubular Bells (Sampler)
2005: Light + Shade
2006: The Platinum Collection (Sampler)
2008: Music of the Spheres
Oldfield's Debüt-Album gibt es u.a. hier zu bestellen.
No comments:
Post a Comment