Agatha Christie ist auch heute noch eine der erfolgreichsten und meistgelesenen Krimi-Schriftstellerinnen. Ihre Romane und Kurzgeschichten erscheinen regelmässig in neuen Auflagen nicht nur bei uns und finden immer wieder neue Fans.
Geboren am 15. September 1890 im englischen Torquay als Agatha Mary Clarissa Miller wurde sie durch die Erschaffung der beiden Figuren Hercule Poirot und Miss Marple unsterblich. Viele ihrer Arbeiten sind bereits für Film und Fernsehen adaptiert worden.
Neben ca. 70 Romanen schrieb sie sehr viele Kurzgeschichten (auch mit den beliebten Figuren Poirot und Miss Marple) und auch einige Theaterstücke, von denen "Die Mausefalle" sich zum langlebigsten Theaterstück aller Zeiten entwickeln sollte. Seit der Uraufführung 1952 läuft es in England ununterbrochen bis heute.
Sie schrieb unter dem Pseudonym Mary Westmacott von 1930 bis 1956 sechs Kriminalromane. Der erste war "Giant's Bread" ("Singendes Glas", 1930) und der letzte trug den Titel "The Burden" ("Spätes Glück", 1956). Auch alle diese Bücher wurden ins Deutsche übersetzt.
1971 wurde Agatha Christie (Bild rechts) in den Adelsstand erhoben und durfte sich fortan Dame Agatha Christie nennen. 1974 beendete sie ihren letzten Roman, "Postern of Fate" ("Alter schützt vor Scharfsinn nicht"). Noch 1976 erschien zwar das Buch "Sleeping Murder" ("Ruhe unsanft", ein Miss Marple-Roman), doch hatte sie dieses schon viele Jahre davor vollendet.
Im Alter von 85 Jahren starb Agatha Christie am 12. Januar 1976 in Wallingford an den Folgen eines Schlaganfalls.
"MISS MARPLE"
Obwohl die Figuren des Hercule Poirot und der Miss Marple heute fast gleich berühmt sind, dauerte es doch eine Zeit, bis Agatha Christie Miss Marple zum ersten Mal in einem Buch erwähnte. Während ihr erster Roman, "The Mysterious Affair at Styles" ("Das fehlende Glied in der Kette") schon 1920 erschien (in dem bereits Poirot mitspielte), kam der erste Miss Marple-Roman erst zehn Jahre später.
1930 veröffentlichte sie "The Murder at the Vicarage" ("Mord im Pfarrhaus") und brachte damit die Figur der Miss Marple auf die "literarische Bühne". Sie beschrieb ihre Figur stets als kleine, ältere, blasse und zerbrechlich wirkende Frau.
Nicht nur in den Büchern, auch auf der Leinwand erlebte Miss Marple ihren ersten Auftritt erst sehr viel später. Während Hercule Poirot schon 1931 in dem Film "Black Coffee" mitspielte (dargestellt von Austin Trevor), kam Miss Marple erst in den 60er Jahren zu ersten Leinwand-Ehren. Dargestellt wurde sie in vier Filmen, die ab 1961 entstanden, von einer Schauspielerin, die noch Jahre danach mit dieser Figur in Verbindung gebracht werden sollte: Margaret Rutherford.
MARGARET RUTHERFORD
Sie gilt noch heute unter vielen Fans als "die wahre" Miss Marple, obwohl ihre Erfinderin mit den Filmen, die mit ihr entstanden sind, nicht einverstanden war. Agatha Christie's Abneigung gegen die ersten vier Miss Marple-Filme richtete sich vor allem dagegen, dass in den Adaptionen viele Dinge aus ihren Vorlagen gar nicht mehr zu sehen waren.
Zwei der vier Filme mit Rutherford entstanden außerdem nach Vorlagen, in denen Hercule Poirot spielte, nicht Miss Marple. Was Agatha Christie auch nicht gefiel, war die Tatsache, dass Margaret Rutherford rein äusserlich so wenig mit ihrer Figur zu tun hatte. Sie hatte Miss Marple als klein, zierlich und zerbrechlich wirkend geschildert - also das Gegenteil von Margaret Rutherford.
Dennoch war es vielleicht gerade das, was die Kinozuschauer so in die Filme zog. Auch die Tatsache, dass der Humor in den vier Filmen nicht zu kurz kam, mag seinen Teil zum Erfolg beigetragen haben - auch etwas, das die Autorin ganz und gar nicht mochte.
Der Erfolg gab Margareth Rutherford und den Machern der Filme aber Recht und auch durch die Filme wurden Agatha Christie's Bücher noch berühmter als sie es ohnehin schon waren. Die Autorin widmete ihren 1962 veröffentlichten Roman "The Mirror crack'd from Side to Side" ("Mord im Spiegel") der Schauspielerin Margaret Rutherford.
Die Schauspielerin wurde am 11. Mai 1892 in Balham, einem Teil von London, als Margaret Taylor Rutherford geboren. Nach ihrem Schauspielstudium gab sie 1925 ihr Debüt am Theater und spielte ab 1936 erste Rollen im Film.
Sie trat in über 50 Filmen (Kino und TV) auf, in Erinnerung blieb sie aber vor allem bei uns hauptsächlich durch die Verkörperung der Miss Marple. Sie spielte diese Rolle in den vier Filmen "Murder she said" ("16 Uhr 50 ab Paddington", 1961), "Murder at the Gallop" ("Der Wachsblumenstrauß", 1963), "Murder most Foul" ("Vier Frauen und ein Mord", 1964) und "Murder Ahoy" ("Mörder ahoi!", 1964). Ausserdem war sie in einem Cameo-Auftritt als Miss Marple 1965 in "The Alphabet Murders" ("Die Morde des Herrn ABC", 1965) zu sehen.
Margaret Rutherford war von 1945 bis zu ihrem Tod mit Sringer Davis (1899 - 1973) verheiratet, der den Kinobesucher der Miss Marple-Filmen vertraut ist. Er spielte die Rolle des Mr. Stringer in allen vier Filmen und war auch in "Die Morde des Herrn ABC" in einem Cameo-Auftritt dabei. Diese Figur wurde übrigens für die Filme neu erfunden, in Agatha Christie's Romanen kommt sie nicht vor. Da Margareth Rutherford öfter mit ihrem Ehemann zusammen arbeitete, wollte sie, dass er auch in diesen Filmen mitspielte und so wurde die Figur des Mr. Stringer erdacht.
Margaret Rutherford starb 11 Tage nach ihrem 80. Geburtstag am 22. Mai 1972 im englischen Chalfont St. Peter an den Folgen einer Lungenentzündung.
DIE FILME
Die erste Schauspielerin, die Miss Marple vor einer Kamera spielte, war Gracie Fields in der Episode "A Murder is Announced" aus der TV-Serie "Goodyear Television Playhouse", die 1956 in den USA gesendet wurde.
Der erste Miss Marple-Kinofilm entstand dann 1961 mit Margaret Rutherford. In "Murder she said" ("16 Uhr 50 ab Paddington") spielte schon Stringer Davis als Mr. Stringer mit, ebenso wie Charles Tingwell, der als Inspector Craddock dabei war. Diese Rolle spielte der Schauspieler (1917 - 2009) in allen weiteren Filmen mit Margaret Rutherford.
Das Drehbuch zum ersten Film schrieben David Pursall und Jack Seddon, die dafür Agatha Christie's gleichnamigen Roman als Vorlage nahmen. Regie führte George Pollock. Auch Pollock war bei jedem weiteren der noch folgenden drei Filme als Regisseur dabei.
Nach dem ersten Film hatte Margaret Rutherford zwei Kino- und zwei TV-Arbeiten absolviert, bis der nächste kam. Zusammen mit ihrem Ehemann und Charles Tingwell spielte Rutherford in "Murder at the Gallop" ("Der Wachsblumenstrauß", 1963), für den Drehbuch-Autor James P. Cavanagh den Roman "After the Funeral" als Vorlage nahm. In diesem Roman aber spielt Hercule Poirot mit, nicht Miss Marple. Cavanagh änderte einfach nur die Hauptfigur.
Nach ihrem zweiten Auftritt als Miss Marple hatte Margaret Rutherford den Film "The V.I.P.'s" ("Hotel International", 1963) abgedreht, für den sie 1964 ihren ersten und einzigen Oscar bekam. Danach kam dann ihr dritter Miss Marple-Film in die Kinos: "Murder must Foul" ("Vier Frauen und ein Mord", 1963, 64). Der Film kam bei uns erst sehr spät in die Kinos. Nach dem Start in England im März 1964 lief der Film bei uns erst ab dem 4. Juni 1965 in den Kinos.
Auch hier führte George Pollock Regie. Die Drehbuch-Autoren David Pursall und Jack Seddon, die schon den ersten Miss Marple-Film geschrieben hatten, verarbeiteten für diesen Film Agatha Christie's Roman "Mrs. McGinty's Dead". Ein Roman, in dem ebenfalls nicht Miss Marple, sondern Hercule Poirot als Detektiv unterwegs ist.
Wahrscheinlich unmittelbar im Anschluß an Film Nr. 3 begannen die Arbeiten für den nächsten. "Murder Ahoy" ("Mörder ahoi!", 1964) startete bei uns im März 1965, also noch vor dem dritten Film. In England lief er knapp einen Monat nach "Murder must Foul" in den Kinos an.
Es war die dritte Arbeit für die Autoren Jack Seddon und David Pursall, die für diesen Film aber keinen Roman der Schriftstellerin mehr nahmen, sondern eine eigene Geschichte um die Figur der Miss Marple entwickelten. Dennoch spielten auch hier wieder Stringer Davis und Charles Tingwell als Inspector Craddock mit.
Das war dann der letzte aus der Reihe mit Filmen, in denen Margaret Rutherford als Miss Marple zu sehen war. Sie und Stringer Davies traten in ihren Rollen 1965 in "The Alphabet Murders" noch einmal auf, doch hatten beide hier nur einen ungenannten Cameo-Auftritt. Ein fünfter Film ihrer Reihe war zwar geplant, wurde aber letztlich nie realisiert.
ANGELA LANSBURY als Miss Marple
Es schien, als ob für die Kinozuschauer die Figur des Hercule Poirot beliebter war als Miss Marple. Nachdem 1974 der (wirklich geniale) "Murder on the Orient Express" ("Mord im Orient-Express") entstand, gab es schon 1978 mit "Death on the Nile" ("Tod auf dem Nil") einen weiteren Film mit Poirot, hier sehr gut gespielt von Peter Ustinov.
Den ersten Farbfilm im Kino mit Miss Marple (die Filme mit Margareth Rutherford waren alle in schwarz/weiß produziert) gab es erst 1980. In "The Mirror crack'd" ("Mord im Spiegel") spielte Angela Lansbury die Rolle der Miss Marple, unterstützt von einem ganzen Star-Aufgebot.
Die weiteren Rollen spielten Rock Hudson, Tony Curtis, Kim Novak, Elizabeth Taylor oder Geraldine Chaplin; ausserdem dabei war Edward Fox in der Rolle des Inspectors Craddock. Wenn auch die übrigen Bedingungen für diesen Film nahezu perfekt waren (die Schauspieler, die Drehorte, die Ausstattung), so konnte dieser Film viele Fans (mich eingeschlossen) nicht so richtig überzeugen.
Es kam im Film oft zu wenig Spannung auf, so dass man als Gelegenheitszuschauer schnell das Interesse verlieren konnte und als Fan war man auch nicht immer geneigt, sich den Film bis zu Ende anzusehen.
Jonathan Hales und Barry Sandler schrieben das Drehbuch, dass Regisseur Guy Hamilton in Szene setzte. Hamilton drehte 1982 mit "Evil under the Sun" ("Das Böse unter der Sonne") mit Peter Ustinov als Poirot eine weitaus bessere Agatha Christie-Verfilmung.
Angela Lansbury - nebenbei erwähnt - wurde in den 80er Jahren dem Fernsehpublikum in vielen Ländern bekannt, als sie die Rolle der Jessica Fletcher in der TV-Serie "Murder, she wrote" ("Mord ist ihr Hobby") übernahm. Eine Serie, die ihre Grundidee aus den Arbeiten von Agatha Christie bezog.
Über diesen Link kann man sich die Autobiographie Agatha Christie's, "Meine gute alte Zeit", bestellen.
Die Filme mit Margaret Rutherford gibt es bereits alle auf DVD, so auch "Vier Frauen und ein Mord", den man sich über diesen Link bestellen kann.
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