Jeder Serien-Fan kennt das wahrscheinlich: im Fernsehen beginnt eine neue Serie, an die man sich schnell gewöhnt. Man wird zum Fan, sieht sich jede Folge an, bis die Serie nach nur wenigen Folgen bereits zu Ende ist - vorzeitig eingestellt.
Um solche Serien soll es in dieser neuen Rubrik gehen; Fernseh-Serien, die viel zu schnell abgesetzt oder aus anderen Gründen beendet wurden. Darunter sind teilweise sehr gute Serien-Formate, die aber keine Zeit hatten, sich zu entwickeln, da die Einschaltquoten zu niedrig waren, was meistens der Grund für das vorzeitige Ende einer Serie war (und ist).
Die erste Serie in dieser Reihe ist:
SERPICO
(SERPICO)
Amerikanische TV-Serie
von 1976 - 1977
1 Staffel
Pilotfilm (90 Minuten) und 15 ca. 45minütige Episoden
fürs Fernsehen entwickelt von: Robert Collins
basierend auf dem Buch von Peter Maas
Produktion: Paramount Television
Vertrieb: National Broadcasting Company (NBC)
Produzenten: Emmet G. Lavery, Jr., Don Ingalls, Barry Oringer
HAUPTROLLEN
DAVID BIRNEY als Officer Frank Serpico (16 Episoden) 1976 - 1977
TOM ATKINS als Lieutenant Tom Sullivan (16 Episoden) 1976 - 1977
sowie
RICHARD FORONJY als Foster (3 Episoden, 1976 - 1977)
DAVID MOODAY als Arnold Stinger (3 Episoden, 1976 - 1977)
STANLEY RALPH ROSS als Sergeant Meyers (2 Episoden, 1976 - 1977)
LOU TIANO als Sergeant Harris (2 Episoden, 1976 - 1977)
DAS KONZEPT
Mitte der 70er Jahre hatten die Krimi-TV-Serien fast alle gut laufenden Western-Serien abgelöst. Viele dieser Serien boten im Grunde Themen, die nur zur Unterhaltung da waren. Das ist auch in Ordnung irgendwo, dafür sieht man sich Serien schließlich an.
Hier und da kamen aber auch Serien, die durchaus kritisch mit ihren Inhalten umgingen. Eine dieser Serien war die 1976 gestartete "Serpico".
Die titelgebende Figur in dieser Serie war der Polizist Frank Serpico, der sich offen im Kampf gegen die Korruption innerhalb der Polizeibehörde einsetzte. Er ist ein Detective in New York und geht normalerweise seiner Arbeit als Verbrechensbekämpfer nach. Außerdem aber sorgt er dafür, dass bestechliche Polizisten angeklagt und aus dem Dienst genommen werden. Das macht ihn bei vielen seiner Kollegen sehr unbeliebt.
Frank Serpico war keine Erfindung der Fernsehmacher, sondern eine real existierende Figur. Auch in der Realität war er stets im Kampf gegen die Korruption in den eigenen Reihen und machte sich damit viele Feinde.
Der Original-Vorspann zur Serie:
FRANK SERPICO
Der reale Frank Serpico wurde am 14. April 1936 in New York City als Francisco Vincent Serpico geboren. Sein Vater Vincenzo stammte aus Italien, seine Mutter Maria Giovanna wurde in Ohio geboren, ihre Familie zog aber bald wieder nach Italien zurück. Mit 18 Jahren ging Frank nach Korea und kam nach zwei Jahren Militär nach Hause zurück.
Er arbeitete zunächst als Privat-Detektiv, bevor er am 11. September 1959 zur Polizei in New York ging - da war er 23 Jahre alt. Die Zufriedenheit in seinem Traumberuf arbeiten zu können, wurde aber nach einigen Jahren in den Hintergrund gedrängt, als er feststellen musste, dass nicht alle Polizisten ihren Beruf ergriffen hatten, um anderen Menschen zu helfen.
Mißstände bei der Polizei waren an der Tagesordnung, Schmiergelder wurden eingestrichen und die Korruption zog sich durch viele Dienstgrade. Sein Versuch, auf amtlichen Wege dagegen etwas zu tun, scheiterte. Seine Vorgesetzen hörten ihn meist gar nicht an und als Folge wurde er sehr oft in andere Abteilungen versetzt.
Serpico wurde immer mißtrauischer auch im Privatleben. So oft er versuchte, seine Vorgesetzten über die Umstände zu informieren, schalteten diese auf Durchzug. Auch eine Vorsprache beim damaligen Bürgermeister richtete nichts aus. Erst als Serpico und einige wenige Gleichgesinnte sich an die "New York Times" wandten, wurde ein Sonderausschuss gebildet, der sich der Sache endlich annahm.
Serpico, der mittlerweile erneut versetzt worden war, wurde bei einer Verhaftung so schwer verletzt, dass er nur knapp mit dem Leben davonkam. Als Folge hat er auch heute noch unter Hörschäden und leichten Lähmungen zu leiden. 1970 sagte er vor dem Sonderausschuss aus und verließ dann 1973 endgültig die Polizei.
Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Europa kehrte er 1980 nach New York zurück. Er setzt sich noch heute für die Rechte der Menschen und gegen die Korruption ein. Frank Serpico war viermal verheiratet: mit Mary Ann Wheeler (1957 - 1962), Leslie Lane (1963 - 1965), mit Laurie Young (1966 - 1969) und von 1973 - 1980 mit Marianne.
DIE SERIE
Die Serie basiert auf dem Buch "Serpico" von Peter Maas, der dieses Werk zusammen mit Anthony Sampson schrieb. Maas (geboren am 27. Juni 1929 in New York City) wurde bekannt durch die Veröffentlichung seines Buches "The Valachi Papers", einem Bericht über die Machenschaften der amerikanischen Mafia, der "Cosa Nostra", wie sie damals erstmals genannt wurde (Maas starb am 23. August 2001 in New York.
Sein Buch war bereits die Vorlage für den 1973 vollendeten Spielfilm "Serpico" mit Al Pacino. Robert Collins nahm dieses Buch als Vorlage und schuf die weiteren Bestandteile der Serie, die dann 1976 in Produktion ging.
Neben David Birney als Frank Serpico spielte lediglich Tom Atkins eine weiteren Hauptrolle als Lt. Tom Sullivan, Serpico's Vorgesetzten. Der reale Hintergrund des echten Frank Serpico, also sein Kampf gegen die Bestechlichkeit, wurde auch in der Serie ein immer wiederkehrender Bestandteil der Handlung.
Doch konnte es dies allein nicht sein, das wäre für eine Serie schnell eintönig geworden. So bot die Show außerdem normale Kriminalfälle in einer Art, wie es eben für die 70er Jahre üblich und typisch war. Leider kam das Konzept bei den US-Zuschauern nicht gut an. Die Serie überlebte nur 16 Episoden und wurde 1977 bereits eingestellt.
DIE SERIE IN DEUTSCHLAND
Im Oktober 1983 (sieben Jahre nach dem Start) begann das ZDF mit der Ausstrahlung des Pilotfilms und 12 Episoden von "Serpico". Diese Folgen waren bis zum Januar 1984 gesendet worden. Von März bis Mai 1987 gab es dann eine Wiederholung; es wurden aber wieder nur die 13 Folgen gezeigt, die beim ersten Mal zu sehen gewesen waren. Die fehlenden drei gab es nicht - bis heute nicht - zu sehen.
In manchen Quellen ist zu lesen, dass in den USA die letzte, die 16. Episode "A secret Place" gar nicht mehr gesendet worden sein soll. Gerade diese Folge aber kam bei uns als "Die Kronzeugin". Nicht gesendet wurden bei uns die Folgen Nr. 8 ("Prime Evil"), 10 ("Dawn of the Furies") und 15 ("One Long Tomorrow").
Nach den Ausstrahlungen beim ZDF begann zunächst Sat 1 vom Juni bis September 1988 die Serie zu wiederholen, aber auch hier nur die 13 Folgen, die man schon kannte. Auch Pro 7 übernahm die Serie bald, dort lief sie erstmals im Mai 1989. Entgegen den sonst schon vorgekommenen Handeln wurde beim Privatfernsehen nicht die noch fehlenden Folgen ebenfalls gezeigt. Es kamen auch hier nur die 13 Folgen, die man schon kannte. Die fehlenden drei sieht man hierzulande noch immer nicht. Bis 1993 wurde die Serie bei Pro 7 noch öfter wiederholt, aber ab da ließ man die Show dann in irgendwelchen Archiven vor sich hin stauben.
Wie viele andere gute Serien, ist auch "Serpico" noch nicht auf DVD erhältlich. Auch in den USA gibt es die Show meines Wissens nach noch nicht zu kaufen. Ein Schicksal, dass die Serie mit anderen Serien teilt, die es nicht verdient haben, in Vergessenheit zu geraten.
DER FILM
Bereits 1973 wurde das Buch von Peter Maas verfilmt. Al Pacino spielte die Titelrolle in "Serpico" ("Serpico", 1973). Inhaltlich geht es auch hier um den Polizisten Serpico, der seinen Kampf gegen die Bestechung aufgenommen hat. Sidney Lumet inszenierte den Film, der nicht nur finanziell ein Erfolg wurde.
Bei der 1974er Oscar-Verleihung wurde er zweimal für den Preis nominiert, ging aber beide Male leer aus. Al Pacino wurde als bester Hauptdarsteller nominiert, verlor aber gegen Jack Lemmon, der den Preis für seine Arbeit in "Save the Tiger" ("Save the Tiger", 1973) bekam.
Für das beste adaptierte Drehbuch wurden Waldo Salt und Norman Wexler nominiert, doch sie mussten sich gegenüber William Peter Blatty geschlagen geben, der den Oscar für "The Exorcist" ("Der Exorzist", 1973) bekam.
DIE EPISODEN
STAFFEL 1 (1976 - 1977)
US-Sendedaten: 24. April 1976 (Pilotfilm) und 24. September 1976 - 28. Januar 1977
1.) THE DEADLY GAME (Die Geschäfte des Professors) Pilot
2.) COUNTRY BOY (Der Junge vom Lande)
3.) THE TRAITOR IN OUR MIDST (Der Verräter)
4.) THE INDIAN (Wer ist der Indianer)
5.) EVERY MAN MUST PAY HIS DUES (Schulden muß man selbst bezahlen)
6.) STRIKE! (Besuch einer alten Freundin)
7.) TRUMPET OF TIME (Zwanzig Jahre zählen nicht)
8.) PRIME EVIL
9.) RAPID FIRE (Die Gewehre)
10.) DAWN OF THE FURIES
11.) THE SERBIAN CONNECTION (Gefährliche Fracht)
12.) DANGER ZONE (Der Rauschgifthändler)
13.) SANCTUARY (Unsichere Nächte)
14.) THE PARTY OF YOUR CHOICE (Der Kandidat)
15.) ONE LONG TOMORROW
16.) A SECRET PLACE (Die Kronzeugin)
DER FILM
SERPICO
(SERPICO)
Italien, USA, 1973
US-Premiere: 5. Dezember 1973 in New York City
Deutscher Kinostart: 28. März 1974
Darsteller:
Al Pacino (Officer Frank Serpico)
John Randolh (Chief Sidney Green)
Jack Kehoe (Tom Keough)
Biff McGuire (Captain McClain)
Barbara Eda-Young (Laurie)
Cornelia Sharpe (Leslie Lane)
Tony Roberts (Bob Blair)
John Medici (Pasquale)
Allan Rich (Staatsanwalt Tauber)
Drehbuch: Waldo Salt und Norman Wexler
nach dem Buch "Serpico" von Peter Maas
Produktion: Produzioni De Laurentiis International Manufacturing; Artists Entertainment Complex
Ausführender Produzent: Dino De Laurentiis
Produzent: Martin Bregman
Regie: Sidney Lumet
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