Wednesday, August 26, 2009

John Carpenter's beste Filme (Teil 16)

John Carpenter's Ruf hatte in den 90er Jahren etwas gelitten. Mehrere seiner Projekte scheiterten, bzw. kamen gar nicht über das Planungsstadium hinaus. Er hatte mehrere finanzielle, wie auch künstlerische Flops abgeliefert, wie auch sein letzter Film "Memoirs of an Invisible Man" ("Jagd auf einen Unsichtbaren", 1991, 92), der sowohl bei Kritik als auch beim Publikum weitesgehend durchfiel.



Sein Name verlor langsam, aber sicher den Klang, den er mal hatte. Das änderte sich etwas mit seinem nächsten Film - mit:



john-carpenters-beste-filme-teil-1711IN THE MOUTH OF MADNESS
(Die Mächte des Wahnsinns)
USA, 1993, 94



Darsteller:
Sam Neill (John Trent)
Julie Carmen (Linda Styles)
Jürgen Prochnow (Sutter Cane)
David Warner (Dr. Wrenn)
John Glover (Saperstein)
Bernie Casey (Robinson)
Peter Jason (Mr. Paul)
Charlton Heston (Jackson Harglow)
Frances Bay (Mrs. Pickman)



Welt-Premiere: Dezember 1994 in Italien (auf dem "Noir in Festival")
US-Kino-Start: 3. Februar 1995
Deutscher Kino-Start: 23. Februar 1995





Drehbuch und Ausführender Produzent: Michael De Luca
Produzentin: Sandy King
Regie: John Carpenter



Es war aber beileibe auch nicht so, dass "In the Mouth of Madness" ("Die Mächte des Wahnsinns", 1994, 95) einmütig Lob hervorrief. Manche Kritiker sahen in diesem Film Carpenter's "Wiedergeburt" als Horror-Regisseur, andere ödete dieser Film einfach nur an.



Man muss hier aber auch sagen, dass dieser Film vom Inhalt und der Thematik her gänzlich anders ist als die Horrorfilme, die Carpenter bis dahin vorgelegt hatte. Es geht hier um den Versicherungsdetektiv John Trent (Sam Neill), der ein Spezialist in seinem Fach ist. Selten geht ihm einmal ein Versicherungsbetrüger durch die Lappen.



Von dem Verleger Jackson Harglow bekommt er dann ein lukratives Angebot: er soll den verschwundenen Horror-Schriftsteller Sutter Cane finden, der spurlos untergetaucht ist. Trent glaubt zunächst nur, dass das Ganze ein Werbegag ist, der die Auflagenzahl der Bücher hochschrauben soll. Als er sich aber mit der Assistentin des Verlegers auf die Suche nach dem Schriftsteller macht, erlebt er eine Reise in den Wahnsinn, auf der es vielleicht keine Rückkehr mehr gibt.



"In the Mouth of Madness" merkwürdiger Film, in dem man ständig mit Überraschungen und inhaltlichen überraschenden Wendungen rechnen muss. Scheinbar Irreales stellt sich als Wahrheit heraus und die Wahrheit entpuppt sich als Wahnsinn. Solche Filme sind auch nicht für jeden Horror-Fan geeignet, manche mögen sie, manche lehnen sie komplett ab.



Wenn man solche Art Horrorfilme mag, dann wird man hiermit sehr gut bedient werden: die Geschichte wird schön geheimnisvolle erzählt, nimmt dann wieder Wendungen, mit denen keiner rechnet und am Ende weiss man auch nicht wirklich, was man gesehen hat. Für Fans dieser Art Filme ein Erlebnis, für alle anderen auch ein Erlebnis, aber ein negatives.



Die Schauspieler, allen voran Sam Neill als Versicherungsagent Trent, machen ihre Sache wirklich gut, auch Julie Carmen spielte ihren Part sehr glaubhaft, aber wenn man mit dieser Art Horror-Filme nichts anfangen kann, dann ist "In the mouth of madness" nur ein verwirrender, unlogisch erscheinender Film, der nicht allzu viel Freude hervorrufen wird. Mit Sam Neill hatte Carpenter bereits 1991, 92 in "Memoirs of an invisible man" zusammen gearbeitet.



Die finanziellen Ergebnisse waren auch bei diesem Film wieder kein Grund zum Jubeln: bei einem Budget von ca. 14 Millionen Dollar spielte der Film in den USA gerade mal 8,9 Millionen wieder ein. Durch die Auslandseinnahmen kam man vielleicht auf ein Ergebnis, bei dem weder Gewinn noch Verlust herauskam. Ein Grund zum Jubeln aber war dieser Film - in finanzieller, wie auch in künstlerischer Hinsicht - keineswegs.












Mit seinem 1995 produzierten Remake "Village of the Damned" ("Das Dorf der Verdammten") schaffte John Carpenter es ganz und gar nicht, alte Fans wiederzugewinnen - im Gegenteil.



Im Januar 1996 erschienen in Fachzeitschriften Meldungen, die nun endgültig bestätigten, das es eine Fortsetzung zu John Carpenter´s 1981er Erfolg "Escape from New York" geben wird. In "Escape from Los Angeles" wird ein Erdbeben die Stadt der Engel zerstört haben und ist nun, genau wie New York, ein riesiges Gefängnis.



john-carpenters-beste-filme-teil-191ESCAPE FROM L.A.
(Flucht aus L.A.)
USA, 1995, 96



Darsteller:
Kurt Russell (Snake Plissken)
Stacy Keach (Commander Malloy)
Steve Buscemi (Eddie)
Peter Fonda (Pipeline)
Georges Corraface (Cuervo)
Cliff Robertson (Präsident)
Michelle Forbes (Brazen)
Valeria Golino (Taslima)
A. J. Langer (Utopia)
Pam Grier (Hershe Las Palmas)



US-Kino-Start: 9. August 1996
Deutscher Kino-Start: 31. Oktober 1996



Musik: Shirley Walker und John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter & Debra Hill & Kurt Russell
nach Charakteren von John Carpenter und Nick Castle
Produzenten: Debra Hill, Kurt Russell
Regie: John Carpenter



Im Herbst 1994 saßen John Carpenter, Debra Hill und Kurt Russell zu mehreren Konferenzen zusammen, der Grund: man wollte endlich eine Fortsetzung zum 1981 entstandenen "Escape from New York" besprechen. Alle drei steuerten Ideen zur Grundstory, die schon feststand, bei und Carpenter schrieb letztlich aus all diesen Ideen ein zusammenhängendes Drehbuch.



Als man aber bei einem geschätzten Budget von 56 Millionen Dollar ankam, bedeutete dies weg von den kleinen Filmen, die Carpenter zuletzt gedreht hatte. Aber seit man ihm bei "Big Trouble in Little China" die Kontrolle über den Endschnitt entzogen hatte, war Carpenter von dieser Idee wenig begeistert. Man einigte sich schließlich mit "Paramount", die Interesse zeigten, und im Mai 1995 legte Carpenter das fertige Drehbuch vor.



Er ließ sich vertraglich alles an Kontrolle zusichern, wozu "Paramount" bereit war und bekam dann das Budget von ca. 50 Millionen Dollar. Neben Kurt Russell als Einzelkämpfer Snake Plissken spielten diesmal mit: George Corraface, Stacy Keach, Cliff Robertson, Peter Fonda, Steve Buscemi, Pam Grier und A. J. Langer. Isaac Hayes, der 1981 den Obermotz im Gefängnis spielte (und im Film umgelegt wurde), nahm man trotz bekundetem Interesse an einer "Weiterführung seiner Rolle" nicht auf, obwohl Hayes meinte, daß sein Ableben im ersten Teil kein Hinderungsgrund für ein erneutes Auftreten sei. Aber alle Verantwortlichen ließen sich nicht überreden.



Der Inhalt: Im Jahre 2000 hat ein Erdbeben der Stärke 9,6 auf der Richterskala Los Angeles beinahe völlig zerstört.



Die Stadt wurde komplett vom Festland gelöst und vom neu eingesetzten Präsidenten zum Deportationsgebiet für Verbrecher und andere Leute erklärt, die moralisch nicht in der Lage sind, im neuen Amerika zu leben. An der Küsteentlang sind Posten einer Spezial Polizeitruppe stationiert. Die Amerikaner leben in einer Welt, in der es moralisch genau zugeht. Selbst, wenn man den falschen Glauben hat, gilt man als Krimineller und wird nach L.A. deportiert.



Im Jahre 2013 nun gerät ein Koffer mit wichtigen Material in diese Zone. Von dem fünfköpfigen Suchteam, das ausgeschickt wurde, ist niemand mehr zu erreichen. Snake Plissken wird erneut auf eine Mission geschickt, um dieses Material zu bergen.



Drehbeginn für "Escape from L.A." ("Flucht aus L.A.") war der 11. Dezember 1995 und Kurt Russell, der fast alle Stunts selber machte, stand etwas unter Streß, da es viele Nachtaufnahmen gab und auch in Los Angeles um diese Zeit
nicht gerade Hochsommer herrscht. Die Dreharbeiten waren am 20. März 1996 abgeschlossen und nach der Endbearbeitung ging der Film in den USA am 9. August an den Start.



Der Film wurde finanziell gesehen ein komplettes Desaster. Selbst 1997 hatte man weltweit lediglich Einnahmen in Höhe von 42,2 Millionen Dollar in den Kassen. Nicht mal das Budget war damit abgedeckt, von einem Gewinn schon gar nicht zu reden.



Kommerziell gesehen also wurde die Fortsetzung ein Reinfall, aber auch künstlerisch erntete Carpenter und sein Team damit alles andere als Lob. Er selber sagte in einem Interview:
"Ich bin mir darüber im klaren, daß es ein Fehler war, meinen Wurzeln nicht treu zu bleiben. Ich habe aber daraus gelernt und weiß, daß ich mit 'Escape from L.A.' wieder auf dem richtigen Weg bin."



Die Kritik und eben leider auch das Publikum konnten sich dieser Aussage Carpenter´s jedoch nicht anschließen. Erstgenannte zerrissen den Film in der Luft, bezeichneten ihn eigentlich nicht als Fortsetzung des ersten Films von 1981, sondern als Remake, da er praktisch die gleiche Geschichte noch einmal erzählte und warf Carpenter gleichzeitig Ideenlosigkeit vor.



Und - ehrlich gesagt - so ganz Unrecht haben die, die diese Meinung vertreten nicht. Die Geschichte ist wirklich im Grunde genommen nur eine neue Erzählung des ersten Teils. Das, wofür man sich so lange beraten und unterhalten hatte - eine gute Geschichte für den Film zu finden -, muss man also auch als gescheitert ansehen.



Wer den ersten Teil gesehen hat, kann sich diesen eigentlich sparen, denn es wird nichts anderes erzählt als im ersten Film. Andere Darsteller der guten und bösen Nebenfiguren, ein anderer Handlungsort, modernere Technik und Kurt Russell als Hauptdarsteller - dasselbe, was man im ersten Teil auch schon gesehen hat.



Positiv an dem Film sind die Effekte, die Action, die gesamte Ausstattung und Kurt Russell als Plissken. Inhaltlich erlaubte man sich einige Ungereimtheiten: die Gags mit dem Surfen der ganz grossen Welle und die merkwürdigen Fluggeräte am Ende wirken etwas peinlich. Aber wer den ersten Teil nicht kennt, den erwarten hier eineinhalb Stunden annehmbare Unterhaltung.

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