"Wolf" ("Wolf", 1994) ist ein etwas anderer Werwolf-Film, es wird hier nicht nur der "fertige Werwolf" gezeigt, sondern auch die Vorgeschichte im einzelnen wird geschildert. Der Film zeigt genau die Veränderungen (die langsamen Veränderungen), die mit dem Protagonisten vor sich gehen.
Wie sich seine Sinne verschärfen, sein Sehen, Hören und Riechen, wird alles deutlich erzählt - und da haben wir auch gleich einen Fehler, denn das dauert zu lange. Der Film ist einfach zu langatmig - stellenweise jedenfalls.
Der Inhalt: Der Verleger Will Randall fährt nachts auf einer schneebedeckten Landstraße, als ihm ein Tier vor den Wagen läuft. Er kann den Zusammenprall nicht mehr ganz verhindern und fährt das Tier an. Nachdem er ausgestiegen ist, sieht er, das es ein Wolf ist. Er will dem verletzten Tier helfen, doch als er sich neben ihn hinkniet, um nach ihm zu sehen, kommt der Wolf plötzlich hoch, verletzt ihn an der Hand und verschwindet dann im nahe gelegenen Wald.
Der Biß an seiner Hand ist nicht weiter schlimm, doch in der nächsten Zeit verändert sich sein Empfinden der Umwelt. Seine Sinne werden immer schärfer und besser ausgeprägt, er kann Leute aus zwanzig, dreißig Meter Entfernung flüstern hören und sein Sehen und Riechen ist doppelt so intensiv als sonst. Die Verwandlung in einen Werwolf steht dicht bevor.
Soweit der Inhalt des Films. Nach der Einführung in die Handlung kommt die Geschichte aber zu schleppend voran, die Gesamtspielzeit (sehr lange 115 Minuten) werden einem hier schmerzlich bewußt. Man hätte die Handlung wesentlich straffen müssen und das Ganze mit etwas mehr Spannung aufbauen sollen, dann hätte man einen verdammt guten Horrorfilm gehabt, denn alles andere an Mike Nichols´ Werk stimmt. Von den Effekten, über die Ausstattung bis zu den Schauspielern haben sich alle Beteiligten Mühe gegeben.
Und Regisseur Mike Nichols konnte auf eine Riege bewährter Darsteller zurückgreifen: den Verleger Will Randall spielte Jack Nicholson, die weiteren Darsteller waren Michelle Pfeiffer als Laura Alden, James Spader als Stewart Swinton, Kate Nelligan als Charlotte, sowie Christopher Plummer als Raymond Alden. Das Drehbuch zum Film schrieben Jim Harrison und Wesley Strick.
Ich will gar nicht abstreiten, das eine andere Heransgehensweise an ein altbekanntes und oft gesehenes Thema - wie dem Werwolf-Film – etwas Gutes sein kann. Aber bei all solch guten Vorsätzen eine althergebrachte Geschichte einmal anders erzählen zu wollen, darf man aber nicht vergessen, das die Zuschauer schon 115 Minuten lang durchhalten müssen, um die ganzen angesprochenen Vorzüge zu sehen und den Film mit all seinen Neuerungen bewundern zu können.
Neue Aspekte in einem Film können ganz gut sein und Gutes bewirken, aber dafür muß man sich schon den Film bis zum Ende hin ansehen, und das rief bei mir am Ende alles andere als das Gefühl hervor, gut unterhalten worden zu sein.
Vielleicht hätte man aus den 115 Minuten Filmlänge einfach 90 machen sollen, so aber wurde eine ganz gute Geschichte und auch gute Schauspieler (obwohl ich gewiß kein Fan von Jack Nicholson bin) vergeudet - schade drum.
JACK NICHOLSON
Jack Nicholson wurde am 22. April 1937 in New Jersey geboren. Als er 17 war, kam er in Los Angeles an und nach einer Zwischenstation beim Theater, wo er sein Debüt in dem Stück "Tea and Sympathy" gab, spielte er 1958 in seinem ersten Film mit: in "The Cry Baby Killer".
Er spielte öfter in den B-Filmen von Roger Corman mit und mußte sich die 60er Jahre hindurch mit Nebenrollen begnügen, bevor er erste Aufmerksamkeit im Jahr 1969 erlangen konnte. Peter Fonda und Dennis Hopper verfilmten ihr eigenes Drehbuch zu "Easy Rider" ("Easy Rider", Fonda als Produzent und Hopper führte Regie, beide spielten aber auch im Film mit). Nicholson erlangte in diesem Werk (als Anwalt) die Aufmerksamkeit von wichtigen Leuten.
In den 70er und 80er Jahren wurde er dann mehr und mehr zum gefragten Schauspieler, der in völlig verschiedenen Genres spielte wie in "The last Detail" ("Das letzte Kommando", von 1973), "Professione: Reporter" ("Beruf: Reporter", 1973), "Chinatown" ("Chinatown", 1974), "The last Tycoon" ("Der letzte Tycoon", 1975), "One flew over the Cuckoo´s Nest" ("Einer flog über das Kuckucksnest", 1975) oder "Shining" (1979), den Stanley Kubrick nach einem Roman von Stephen King verfilmte und mit dem Nicholson endgültig der Durchbruch gelang.
In den 80er Jahren ging es nahtlos weiter mit Filmen wie "The Postman always rings twice" ("Wenn der Postmann zweimal klingelt", 1980), "Prizzi´s Honor" ("Die Ehre der Prizzis", 1985), "Heartburn" ("Sodbrennen", 1986), "The Witches of Eastwick" ("Die Hexen von Eastwick", 1987) oder dem Kassenerfolg von 1989: "Batman" ("Batman").
Bis 1993 wurde Jack Nicholson zehnmal für den Oscar vorgeschlagen, bei folgenden Nominierungen bekam er den Preis nicht: 1969 für "Easy Rider" ("Easy Rider"), 1970 für "Five easy Pieces" ("Five easy Pieces - Ein Mann sucht sich selbst"), 1973 für "The last Detail" ("Das letzte Kommando") von Hal Ashby, 1974 für "Chinatown" ("Chinatown") von Roman Polanski, 1981 für "Reds" ("Reds"), 1985 für "Prizzi´s Honor" ("Die Ehre der Prizzis"), 1987 für "Ironweed" ("Wolfsmilch") und 1992 für "A few good Men" ("Eine Frage der Ehre") von Rob Reiner.
Zweimal gewann er die Auszeichnung: 1975 als bester Hauptdarsteller in Milos Forman´s "One flew over the Cuckoo´s Nest" ("Einer flog über das Kuckucksnest") und 1983 als bester Nebendarsteller in "Terms of Endearement" ("Zeit der Zärtlichkeit") von James L.Brooks, wo Nicholson an der Seite von Shirley MacLaine spielte, die ebenso den Oscar für ihre schauspielerische Leistung bekam.
Michelle Pfeiffer (geboren am 29. April 1958 im kalifornischen Santa Ana) genießt heute in Hollywood zu Recht einen ausgezeichneten Ruf als vielseitige und wandlungsfähige Schauspielerin. Sie hat in leichten Komödien, in ernsteren Filmen, in Historiendramen und in Kriminal- und Agentenfilmen mitgewirkt.
REGISSEUR MIKE NICHOLS
Mike Nichols hat mit seinen Filmen schon Oscars, Emmy´s und weiß der Geier was noch für Preise gewonnen. Bereits sein erster Film wurde ein Erfolg. Unter dem Namen Michael Igor Peschkowsky wurde Mike Nichols am 6. November 1931 in Berlin geboren. 1939 wanderte seine Familie in die USA aus, wo Nichols in Chicago ein Studium der Psychologie begann.
Nach ersten Begegnungen mit dem Theater bei Schulaufführungen ging er in den den 50er Jahren nach New York, wo er an der Lee Strasberg Schule Schauspielunterricht nahm und auch auf diversen Theaterbühnen vorzeigbaren Erfolg für sich verbuchen konnte. Für das Stück "Barfuß im Park" von Star-Autor Neil Simon arbeitete er 1963 auch erstmals als Regisseur (unter dem Titel "Barefoot in the Park" wurde die Vorlage von Simon 1967 von Gene Saks mit Robert Redford und Jane Fonda in den Hauptrollen verfilmt).
Bereits drei Jahre nach seiner ersten Regie-Arbeit für das Theater drehte Mike Nichols 1966 seinen ersten Kinofilm; und der schlug gleich ein wie die vielzititerte Bombe. "Who´s afraid of Virginia Woolf?" von Edward Albee war schon am Broadway ein Riesenerfolg, bevor es filmisch umgesetzt wurde. Der mit Elizabeth Taylor und Richard Burton besetze Film wurde dreizehnmal für den Oscar vorgeschlagen - fünfmal gewann er ihn.
Schon sein nächster Film "The Graduate" ("Die Reifeprüfung") sollte Nichols die begehrte Trophäe selber einbringen. Berühmt aus diesem Werk, das Nichols mit Dustin Hoffman, Anne Bancroft und Katherine Ross in den Hauptrollen drehte, wurde nicht nur der Film selber, sondern auch die Musik, die Paul Simon komponierte und mit seinem langjährigen Partner Art Garfunkel sang. "Die Reifeprüung" wurde bei der Oscar-Verleihung siebenmal vorgeschlagen, doch nur der Regie-Oscar an Mike Nichols wurde letztlich vergeben.
Sein Erfolg aber war damals bereits auf dem Höhepunkt, nach einem weiteren Klassiker, den er 1970 unter dem Titel "Catch 22" ("Catch 22") mit Alan Arkin, Marin Balsam, Richard Benjamin oder Arthur Garfunkel drehte, wurden seine Filme in den 70er Jahren immer erfolgloser, wie 1973 "Der Tag des Delphins".
Nach einer langen Pause vom Kino kam er 1983 wieder; er verfilmte das Leben von Karen Silkwood in "Silkwood" ("Silkwood"), mit dem sein Ruf wieder besser wurde. 1986 hatte Mike Nichols bereits mit Jack Nicholson gearbeitet, in dem Film "Heartburn" ("Sodbrennen"). Es folgten die Werke "Working Girl" ("Die Waffen der Frauen", 1988), für den Nichols seine vierte Oscar-Nominierung erhielt, "Postcards from the Edge" ("Grüsse aus Hollywood"), den Nichols 1990 mit (erneut) Meryl Streep, Shirley MacLaine, Dennis Quaid und Gene Hackman drehte oder "Regarding Henry" ("In Sachen Henry", 1991), den er mit Harrison Ford in der Titelrolle drehte.
Nichols, der bei vielen seiner Filme auch Produzent war, drehte weiterhin teils nicht so bekannte Filme wie "The Birdcage" (1996), "What Planet are you from?" (2000), "Closer" (2004) oder "Charlie Wilson's War". Fürs Fernsehen war er ab und an auch tätig, so inszenierte vier Episoden der Serie "Angels in America".
Abschliessend würde ich zu "Wolf" sagen: der Film ist bestimmt nicht schlecht und für Jack Nicholson-Fans ist er ohnehin Pflichtprogramm. Horror-Fans, die keine Lust auf neue Herangehensweise an das Thema haben, sollten sich diesen Film nicht ansehen. Alle, die auch mal andere Aspekte sehen wollen, Dinge, die man sonst in Werwolf-Filmen nicht sieht, die können sich "Wolf" unbesorgt ansehen.
Teil 12 der “Werwolf”-Reihe folgt demnächst.
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