”Moby Dick”
Inhalt: Der Matrose Ismael kommt eines Tages in dem Küstenort New Bedford an. Er ist auf der Suche nach einer neuen Arbeit auf See. In einem Gasthaus will er sich einquartieren, doch ist dieses so überfüllt, dass er sich ein Zimmer mit einem ihm unbekannten Mann teilen muss.
Dieser Mann ist ein Fremder aus einer ihm unbekannten Welt im Süden mit Namen Queequeg. Nach anfänglichem Unbehagen werden die beiden Freunde und beschliessen, gemeinsam auf einem Walfänger anzuheuern.
Sie werden schließlich auf dem Walfängerschiff "Pequod" angeheuert, auf dem Kapitän Ahab das Kommando führt. Über Ahab sind viele Gerüchte unterwegs, die den beiden auch zu Ohren kommen. Dennoch mustern sie auf dem Schiff an und die Reise beginnt.
Unterwegs erst lernen sie Kapitän Ahab kennen, der zwar auf Walfang ist, aber auch einen bestimmten, weißen Wal sucht. Diesem Wal schiebt Ahab die Schuld am Verlust eines seiner Beine zu und seitdem ist er besessen davon, diesen Wal zu finden. Nach einer Ansprache an die Mannschaft erklärt Ahab die Jagd auf "Moby Dick" für eröffnet.
England, 1954 - 1956
Original-Titel: MOBY DICK
Darsteller:
Gregory Peck (Captain Ahab)
Richard Basehart (Ishmael)
Leo Genn (Starbuck)
James Robertson Justice (Captain Boomer)
Harry Andrews (Stubb)
Noel Purcell (Schiffs-Zimmermann)
Friedrich Ledebur (Queequeg)
Drehbuch: Ray Bradbury & John Huston (sowie Norman Corwin, der im Vorspann ungenannt blieb)
nach dem Roman "Moby-Dick; or, The Whale") von Herman Melville
Co-Produzent: Vaughan N.Dean
Produzent und Regie: John Huston
HINTER DEN KULISSEN
Bereits 1951 begann John Huston das Skript, geschrieben von Ray Bradbury und ihm selber, verschiedenen Studios anzubieten, doch alle lehnten ab, bis 1954 endlich "Warner Bros." zusagte, aber auch nur unter der Bedingung, das ein großer Star die Hauptrolle spielen würde, der sich dann in Peck fand.
Man rechnete sich für "Moby Dick" keine hohen Gewinnchancen aus, die Story war sehr gefühlsbetont und irgendwie auch düster und pessimistisch, es gab - gemäß der literarischen Vorlage - keine weibliche Rolle und somit auch keine Liebesgeschichte, die damals bei fast allen Filmen nun mal Pflicht war.
Als Ahab war zu Anfang Walter Huston, John Huston´s Vater, vorgesehen, doch als die Produktion endlich losgehen konnte, war dieser bereits verstorben. Orson Welles, den Huston dann wollte, zeigte kein Interesse und so kam dann Gregory Peck ins Spiel. Welles spielte letztlich im Film die Rolle des Reverend Mapple.
Gregory Peck spielte die Rolle von Captain Ahab in "Moby Dick", was ihm viele zusätzliche Fans einbrachte. Viele waren damals (und sind es eigentlich auch heute noch) der Meinung, das Peck für die Rolle fehlbesetzt war; er selber soll gesagt haben, das Regisseur John Huston eine viel bessere Besetzung für den Part gewesen wäre, sich selber fand er in der Rolle zeitlebens nie richtig besetzt.
Dieser Ansicht schließe ich mich aber nicht an; für mich war und ist Peck eine hervorragende Besetzung für den besessenen Ahab. Die Art, wie er Ahab in gefühlsbetonten Szenen spielt, ist für mich ein Musterbeispiel für seine Art der Schauspielerei.
DER FILM
Begonnen wurde der Film dann schon im Jahre 1954 an einigen Originalschausplätzen in Wales, Irland (wo der kleine Küstenort für den Film nachgebaut wurde), im Atlantischen Ozean, vor den Kanarischen Inseln, aber auch in Nantucket oder New Bedford, beides gelegen in Massachusetts.
Die Innenaufnahmen fanden in den "Associated British Elstree Studios" in Borehamwood statt. Im Film sieht es so aus, als ob nach der ersten dreiviertel Stunde fast alles auf See gedreht wurde, doch das stimmt nicht; über zwei Drittel des Films besteht aus Innenaufnahmen, die dann im Studio in Borehamwood abgedreht wurden.
Der "Moby Dick" im Film war für Totalaufnahmen ein 30 Tonnen schweres Ungetüm, bestehend aus einem Eisenrahmen, der mit einer Gummihaut überzogen wurde und innen durch eine ausgefeilte Mechanik teilweise beweglich war. Da man das Monster im Wasser benutzte, waren Ausfälle und Störungen der Mechanik vorprogrammiert und die ständigen Reparaturen an dem Ding sorgten mit dafür, das das Budget "ein wenig" überzogen wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich am Ende auf 5 Millionen Dollar und das war 1954, 55 für einen Film viel - zu viel.
Die Befürchtungen "Warner Bros." sollten sich letztlich auch bestätigen: finanziell gesehen jedenfalls wurde der Film damals nicht so erfolgreich, wie man es sich erhofft hatte. Obwohl man von einem Flop hier auch nicht reden kann. Bei einem Budget von 4,5 Millionen Dollar (was damals eine Menge Geld war) spielte der Film allein in den USA an die 10 Millionen wieder ein.
HERMAN MELVILLE
Beinahe überall auf der Welt ist Herman Melville durch seinen Roman "Moby Dick", der 1851 erstmals erschien, bekannt und berühmt geworden. Als Herman Melvill wurde der Autor am 1. August 1819 in New York als drittes von acht Kindern von Allan Melvill und seiner holländischen Ehefrau Maria Gansevoort Melvill geboren. Der Vater, der ein Geschäft in New York betrieb, mußte bald aufgeben und ging 1830 in Konkurs; danach versuchte er sich als Angestellter. Er starb 1832, ein Jahr, nachdem Herman die Schule verlassen hatte. Ab da änderte seine Mutter ihren Nachnamen in Melville.
Herman wurde in verschiedenen Tätigkeiten aktiv, so war er Aushilfe in einer Bank, arbeitete auf einer Farm und verdiente sich auch etwas im Pelzgeschäft, das sein Bruder führte, außerdem war er als Kabinenjunge auf einem Schiff tätig, das die Linie New York - Liverpool fuhr (1839) und er war als Lehrer beschäftigt, doch all diese Ausflüge in verschiedene Berufe waren nicht das Richtige für ihn, das wurde ihm wohl bald klar, so das er die Lehrerstellung, die er als letztes hatte, 1840 wieder aufgab.
Anfang 1841 war er in Nantucket, dem Walfänger-"Eldorado" in Amerika, und ließ sich auf einem Walfängerschiff anheuern. Doch stellte er bald fest, dass das Leben auf See nicht das richtige für ihn war. Er verbrachte die nächsten Jahre dann damit, auf verschiedenen Inseln zu leben, wobei es wohl allem Anschein nach nicht immer streng nach den Buchstaben des Gesetzes zuging.
Er blieb hin und wieder auch noch auf See, denn die Seefahrt hatte ihm noch einiges zu bieten, aber von den Walfängern wollte er nichts mehr wissen, so wurde er Matrose auf dem US-Schiff "United States", einer Fregatte, die damals auf Hawaii vor Anker lag. Nach dieser Anmusterung endetete seine Zeit auf See vorerst im Oktober 1844, als das Schiff in den Hafen von Boston einfuhr, wo Melville es für immer verließ.
Danach begann er dann bald, erste schriftstellerische Versuche zu unternehmen und 1846 erschien sein erstes Buch: "Typee" ("Taipi"), in dem er auch seine Zeit auf der Insel Nukuhiva verarbeitete. Diese Geschichte sollte er noch einmal überarbeiten, so erschien 1849 unter dem neuen Titel "Mardi" dann eine umfangreichere Fassung. Auch seine Zeit auf Tahiti ließ Melville in einen Roman einfließen, den er 1847 als "Omoo" veröffentlichte.
Daran schien er Gefallen gefunden zu haben, denn auch seine weiteren Erlebnisse wurden in Buchform veröffentlicht; in "Redburn" (1849) sind autobiographische Züge seiner Zeit als Kabinenjunge zu lesen und in "White Jacket or the World in a Man-of-War" läßt er Erlebnisse der Zeit einfließen, die er auf dem Schiff "United States" verbrachte.
Sein größter Erfolg, "Moby Dick", war bereits 1850 vollendet worden, erschien aber erst 1851 und zunächst in England unter dem Titel "The Whale" in drei Bänden - das Buch übrigens widmete er seinem Schriftsteller-Kollegen Nathaniel Hawthorne, erst später wurde der Roman in "Moby Dick" umbenannt.
Das Buch war in den ersten Jahren alles andere als ein Erfolg und um seine Familie durchbringen zu können, musste er einer reguläre Arbeit annehmen, er arbeitete lange als Zollinspektor. Zu seinen Lebzeiten wurden seine schriftstellerischen Arbeiten so gut wie gar nicht gewürdigt. Von seinem Gedicht "Clarel", zum Beispiel, das er 1876 verfaßte wurden 300 Exemplare gedruckt und fast alle mußten wieder eingestampft werden, weil sie kein Mensch kaufen wollte.
Herman Melville starb im Alter von 72 Jahren am 28. September 1891 in New York an einer Herzattacke. Sein Werk geriet später sogar so sehr in den Hintergrund, das es schon beinahe vergessen wurde. Sein Roman "Moby Dick" wurde beispielsweise in der Bibliothek der "Yale University" lediglich in der Rubrik "Wissenschaft der Wale" geführt. Es dauerte bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhundert, als Menschen wie Carl van Doren, Lewis Mumford oder Raymond Weaver mithalfen, das literarische Werk von Melville wieder ans Tageslicht zu holen. In den nächsten Jahrzehnten gelangte er dann zu dem Ruf eines herausragenden und bedeutenden Schriftsteller, den er heute noch immer hat.
FRÜHERE VERFILMUNGEN
Die "Moby Dick"-Version von 1956 ist keineswegs die erste, bereits davor gab es welche, so auch noch als Stummfilm unter dem Titel "The Sea Beast" (1925, 26). Drehbuch-Autor Millard Webb adaptierte Teile des Romans (nicht alle) für seinen Film, den er eben mit voller Absicht nicht "Moby Dick" nannte, da hier doch einige Dinge so im Roman nicht vorkommen. Captain Ahab ist in dieser Version sehr viel heldenhafter eingestellt als im Buch und in der Version mit Gregory Peck.
Außerdem in diesem Film neu ist ein langfristiger und unerbittlicher Streit zwischen Brüdern und eine Romanze mit der weiblichen Hauptdarstellerin, mit Dolores Costello - im Buch sowie in der 1956er Version gibt es keine weibliche Protagonistin und auch keine weitere Nebenhandlung.
Im Amerika der 20er Jahre konnte es aber einen Film ohne Romanze nicht geben, das war undenkbar. Auch noch in den 50er Jahren, als die Version mit Gregory Peck entstand, war es ungewöhnlich, das ein Film ohne weibliche Darstellerin auskam - es für die Zuschauer also keine Liebesbeziehung mit entsprechendem Happy-End gab.
Die zweite filmische Version der Geschichte entfernt sich ebenso weit vom Original: Ahab (erneut von John Barrymore verkörpert) ist in "Moby Dick" (1930) von Lloyd Bacon ein ziemlich übler Zeitgenosse, der unbedingt Faith Mapple (Joan Bennett) haben will, doch die will nichts von ihm wissen.
Auf seiner nächsten Reise kommt es zum Zusammenstoß mit "Moby Dick", bei dem er ein Bein verliert. Als er wieder zuhause ist, meint er nun Faith will wegen seiner Behinderung nichts mehr von ihm wissen und fährt erneut zur See, um Moby Dick zu finden.
Grundsätzlich ist die Handlung des Buches ja schon da, aber in einer völlig verkehrten Ausgangssituation. Die Motivation des Anti-Helden ist hier gänzlich auf den Kopf gestellt und auch hier kommt wieder - im Gegensatz zum Original und zur 1956er Version - eine weibliche Protagonisten hinzu.
NEUERE VERFILMUNGEN
1997, 98 entstand unter der Regie von Franc Roddam ein TV-Remake, das unter dem Titel "Moby Dick" erschien, auch bei uns lief es unter diesem Titel. In der Neuverfilmung spielte nun Patrick Stewart die Rolle des Ahab, Stewart ist natürlich bekannt als Captain Picard aus der Serie "Star Trek: The next Generation".
Die weiteren Rollen wurden besetzt mit Henry Thomas als Ishmael, Piripi Waretini als Queequeg, Bruce Spence als Elijah, Hugh Keays-Byrne als Mr. Stubb und in einer Cameo-Rolle Gregory Peck als Pater Mapple. In den USA lief dieser Film als Dreiteiler von jeweils 60 Minuten, bei uns als Zweiteiler.
Auf einigen Internet-Seiten ist bereits verkündet, dass für 2011 ein Remake von "Moby Dick" angekündigt ist. Aber – selbst, wenn sich das bewahrheiten sollte - ist das noch Zukunftsmusik.
![]() | Die 1956er Version von “Moby Dick” von Regisseur John Huston, erhältlich auf DVD hier. |
![]() | Auch das TV-Remake von 1998 ist als DVD erhältlich, wie auch hier. |
No comments:
Post a Comment