Das fliegende Auge
Frank Murphy ist Polizist beim Astro-Kommando, einer Hubschrauber-Staffel in Los Angeles. Nach einem Routineflug mit seinem neuen Kollegen Richard Lymangood bekommt er von seinem Chef Ärger, weil er von seiner üblichen Route abgewichen ist. Während dieser Zeit wurde Commissioner Diana McNeely ermordet aufgefunden. Nach Feierabend fährt Murphy noch einmal zum Tatort, wo er einen Zettel mit den Worten "Projekt Thor" findet. Am nächsten Tag werden er und sein Vorgesetzer, Captain Braddock, zu einem geheimen Treffen beordert. Dort wird ihnen der neue Prototyp eines Hubschraubers vorgestellt, der den Spitznamen "Blue Thunder" bekam. Er verfügt über Nachtsichtgeräte, Infrarot-Kameras, 20 Millimeter-Geschütze und einen Computer, mit dem man zu vielen Datenbänken Zugang hat.
Der Pilot, der den Helikopter vorstellt, ist Colonel Cochrane, ein alter ungeliebter Bekannter Murphys aus Vietnam-Tagen. Murphy und Lymangood sollen den neuen Hubschrauber testen und beginnen mit ihrem ersten Flug. Dabei verfolgen sie Cochrane und geraten mitten in ein geheimes Treffen. Mit den Außenmikrofonen des Hubschraubers schneiden sie ein Gespräch auf Video mit, nach dem Murphy die Bedeutung von Projekt "Thor" klar wird. Lymangood holt das Videoband aus dem Rekorder des Hubschraubers und versteckt es, unmittelbar danach wird er überfallen und ermordet. Daraufhin will Murphy um jeden Preis die Angelegenheit publik machen. Mit Hilfe seiner Freundin Kate schafft er es, das brisante Videoband zu einem Fernseh-Sender zu bringen, er selber aber wird an Bord von "Blue Thunder" wie ein Verbrecher gejagt und nach mehreren Auseinandersetzungen mit Polizeihubschraubern und Kampfjets auch von Colonel Cochrane verfolgt, der ihm eine regelrechte Verfolgungsjagd per Hubschrauber aufzwingt.
USA, 1982, 83
Original-Titel: BLUE THUNDER
Darsteller:
- Roy Scheider (Officer Frank Murphy)
- Malcolm McDowell (Colonel F.E. Cochrane)
- Warren Oates (Captain Jack Braddock)
- Candy Clark (Kate)
- Daniel Stern (Officer Richard Lymangood)
- Paul Roebling (Icelan)
- David Sheiner (Fletcher)
sowie Dean Riesner (blieb im Vorspann ungenannt)
Produzent: Gordon Carroll
Regie: John Badham
HINTER DEN KULISSEN
“Blue Thunder” ("Das fliegende Auge") ist ein Actionfilm mit einer nicht sonderlich ausgefallenen Geschichte, die aber dennoch genug Handlungen und Neben-Handlungen bietet, um neben der Action zu unterhalten. Das Besondere an dem Film ist (neben Hauptdarsteller Roy Scheider) der Hubschrauber und die damit verbundenen Flug-Szenen. Der deutsche Titel "Das fliegende Auge" soll wohl so eine Art Anspielung auf die Eigenschaften des Helikopters darstellen, der ja immerhin über besonders empfindliche Richtmikrofone und Kameras verfügt, der also ein "fliegendes Auge" ist.
Obwohl "Blue Thunder" im "Lexikon des Science Fiction-Films" besprochen wird, ist er eigentlich kein SF-Film. Das, was im Film als SF gelten könnte, ist die besondere Ausstattung des Hubschraubers, doch diese Technik war damals beileibe keine Science Fiction mehr, sondern bereits Realität. Die Überwachungstechniken, die gezeigt werden, waren real und befanden sich damals schon in den USA im Einsatz. "Das fliegende Auge" also als Science Fiction-Film zu bezeichnen, wäre etwas daneben gegriffen, als Actionfilm sticht er aber aus der Masse des Genres hervor.
Die Szenen mit den Hubschraubern sind stellenweise wirklich derart beeindruckend, das man alles um sich herum vergißt. Kameramann Frank Holgate und der Regisseur der Luftaufnahmen, Jim Gavin, leisteten Erstklassiges, die beiden hatten auch später noch öfter zusammen gearbeitet. Daneben vergißt man bald die Leistungen der Schauspieler, allen voran Roy Scheider, der seine Rolle mit gewohnter Brillanz über die Bühne bringt. Wenn er auch nicht der große Superstar wurde, spielte er doch schon seit über 30 Jahren in Filmen mit, von denen nicht wenige heute Klassiker sind. Der Schauspieler starb am 10. Februar dieses Jahres im Krankenhaus. Warren Oates als Vorgesetzer Captgain Braddock hat nicht sehr viele Szenen zum Überzeugen, was wohl vor allem daran lag, das er noch während der Dreharbeiten verstarb - der Film "Blue Thunder" ist ihm gewidmet worden.
DER HUBSCHRAUBER
Das Hubschrauber-Modell, das man als "Blue Thunder" benutzte, war eine aufgemöbelte "Aérospatiale Gazelle", und manche der Zusatzgeräte, die im Film benutzt wurden, funktionierten wirklich. Durch diese zusätzliche Ladung aber geriet Chef-Pilot Jim Gavin teilweise sogar in Lebensgefahr, da die Flugeigenschaften des Helikopters so drastisch verändert wurden, dass sich die Piloten sehr schwer darauf einstellen konnten. Die Firma "Aérospatiale" war Ende des 20. Jahrhunderts (nach der Firma "Sikorsky") der grösste Hersteller von Hubschraubern. Das Modell "Gazelle", ein Mehrzweck-Hubschrauber, war das Nachfolgemodell des berühmten Typs "Alouette II", das erstmals 1966 in Vorbereitung ging.
Aérospatiale war zwar auf dem Militärsektor stark vertreten, doch nutzen sie eigene Forschungen auch für den zivilen Bereich. Besonders in Frankreich und England wurde die "Gazelle" häufig verwendet; die Army und die Royal Navy hatten lange dieses Modell in ihren Beständen. Nach dem Vorgänger-Modell, dem SA 340 von 1967, kam schon ein Jahr später das Modell SA 341, das am 17. April 1968 erstmals in die Luft ging. Neben Neuerungen wie einer leistungsstärkeren Turbine, konnten diese Hubschrauber auch in der Realität eine Menge an Bewaffnungen an Bord haben, nicht nur im Militärbereich. Später kam dann noch der SA 342 mit einer noch stärkeren Turbine auf den Markt.
Wenn auch viele Stunt-Szenen im Film mit den Hubschraubern real gedreht waren - der Looping war es nicht. Das war zur damaligen Zeit mit den Hubschraubern nicht möglich (heute ja), jeder Versuch hätte unweigerlich mit dem Absturz der Maschine geendet. Diese Szene wurde mit einem Modell des Hubschraubers mit Roy Scheider "an Bord" gedreht, die Szenen mit dem echten Hubschrauber wurden aus verschiedenen Winkeln aufgenommen und später mittels Schnitt zur Illusion eines Loopings vollendet. Der große Erfolg von "Das fliegende Auge" blieb nicht ohne Folgen: unter dem Titel "Blue Thunder" wurde eine TV-Serie mit James Farentino in der Hauptrolle produziert, die bei uns auf Videocassetten erschien. Es wurden aber nur 13 Folgen hergestellt. "Das fliegende Auge" gilt auch als Ideengeber und Inspiration für die TV-Serie "Airwolf" mit dem Hollywood-Veteran Ernest Borgnine, Jan Michael Vincent und Jean Bruce Scott.
80 Episoden wurden von 1984 bis 1986 gedreht, dann nahm man die Serie aus dem Programm - angeblich auch wegen zu hoher Produktionskosten.
ABSCHLIESSEND
"Blue Thunder" ist ein gelungener und spannender Action-Film geworden, der neben den guten Darstellern auch perfekt gefilmte Action zu bieten hat. Die Dreharbeiten zum Film waren übrigens im April 1982 abgeschlossen (Drehbeginn: Januar 1982), dennoch startete der Film in den US-Kinos erst am 13. Mai 1983. In Deutschland ging “Blue Thunder” eigenartigerweise noch früher an den Start: bereits am 5. Februar 1983 war der Film in den heimischen Kinos zu sehen.
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