Tuesday, December 9, 2008

Cocktail für eine Leiche


”Cocktail für eine Leiche”

Inhalt: Die Studenten Brandon Shaw und Phillip Morgan geben eine Cocktail-Party, zu der sie unterschiedliche Menschen eingeladen haben. Vor der Party haben sie allerdings ihren Freund David umgebracht, um zu zeigen, dass sie es können und auch um den perfekten Mord zu begehen.

Sie verstecken David's Leiche in einer großen Truhe, die sie in dem Zimmer stehen lassen, in dem später die Gäste der Party versammelt sein sollen. Um ihre Tat mit Ironie zu "krönen", laden sie außerdem Janet Walker, die jetztige Freundin des Toten dazu ein.

Die ersten Gäste treffen zur Party ein und es läuft für Shaw und Morgan zunächst alles einwandfrei, bis erste dumme Mißgeschicke passieren. Als ihr ehemaliger Lehrer Rupert Cadell eingetroffen ist, entsteht zwischen den drei eine angeregte Unterhaltung darüber, dass einige Menschen das Privileg haben sollten, andere umbringen zu können, weil manche Menschen eben für die Überpriviligierten entbehrlich sind.

Rupert Cadell schöpft irgendwann Verdacht und wundert sich mehr als die anderen über David's Ausbleiben, der ebenfalls zur Party eingeladen war. Als die Gäste sich verabschieden, kommt Cadell unter einem Vorwand zu den beiden Studenten zurück und will sie zur Rede stellen.....

USA, 1948
Original-Titel: ROPE

Darsteller:
James Stewart (Rupert Cadell)
John Dall (Brandon Shaw)
Farley Granger (Phillip Morgan)
Cedric Hardwicke (Mr. Kentley)
Constance Colier (Mrs. Atwater)
Douglas Dick (Kenneth Lawrence)
Edith Evanson (Mrs. Wilson)
Dick Hogan (David Kentley)
Joan Chandler (Janet Walker)

Drehbuch: Arthur Laurents, Ben Hecht (Ben Hecht blieb im Vorspann ungenannt)
nach dem Theaterstück "Rope's End" von Patrick Hamilton
Adaption: Hume Cronyn
Produzenten: Alfred Hitchcock, Sidney Bernstein (beide im Vorspann ungenannt)
Regie: Alfred Hitchcock


HINTER DEN KULISSEN

"Rope" ist ein Kriminalfilm der anderen Art. Er unterscheidet sich von vielen dadurch, dass die Handlung eigentlich nur in einer einzigen "Wohnung" stattfindet. Haupthandlungsort ist das Wohnzimmer der beiden Studenten, in dem die "Leiche" liegt, was der Zuschauer weiß, die übrigen Protagonisten aber nicht.

In diesem Film (aber nur in diesem!), der Hitchcock's erster Farbfilm war, wollte er von Anfang an mit so wenig Schnitten auskommen wie es eben ging. Da damals eine einzige Einstellung aufgrund von Kamerabeschränkungen aber nur 10 Minuten lang sein konnte (länger waren die Filmrollen damals nicht), musste er Schnitte anbringen.

Die aber tarnte er mit geschickt angebrachten Kamerafahrten und -einstellungen, so dass man schon genau hinsehen muss, um die Schnitte zu erkennen. Diese Methode verlangte aber von den Darstellern damals einiges an Können, denn sie mussten ihre Dialoge für die nächsten 10 Minuten komplett in einem durch aufsagen und hatten keine Zeit für weitere Einstellungen, da ansonsten wieder alles von vorne (innerhalb dieser 10 Minuten) hätte beginnen müssen.



"COCKTAIL FÜR EINE LEICHE"

Der Film ging in den USA am 28. August 1948 an den Kinostart, bei uns war er erst ab dem 25. Juli 1963 in den Kinos zu sehen. Und da lief er dann unter dem "glorreichen" Titel "Cocktail für eine Leiche".

Dieser Titel hat nichts - wirklich gar nichts mit dem Original-Titel zu tun, er ergibt nicht mal einen inhaltlichen oder logischen Sinn, er ist einfach nur albern. Der Original-Titel ist "Rope", das heißt übersetzt Leine, Strick, Tau oder Seil. Es hat weder etwas mit einem Cocktail, noch mit einer Leiche zu tun.



DIE VORLAGE

Der Film basiert auf dem Theaterstück "Rope's End" von Patrick Hamilton (geboren am 17. März 1904 im englischen Hassocks, in Sussex). Das Stück wurde in London unter dem Titel "Rope" uraufgeführt und erst als es in den USA aufgeführt wurde, änderte Hamilton den Titel in "Rope's End".

Die Uraufführung in New York fand am 19. September 1929 statt, damals spielten Sebastian Shaw die Rolle von Wyndham Brandon, sowie Ivan Brandt als sein Wohnungsgenosse Charles Granillo. Den Part des Rupert Cadell übernahm Ernest Milton. Das Stück wurde genau 100mal aufgeführt, bis sich am 14. Dezember 1929 der Vorhang ein letztes Mal senkte.

Streng genommen ist Hitchcock's "Rope" auch nur ein Remake, denn der Stoff wurde bereits einmal verfilmt. Am 8. März 1939 lief im englischen Fernsehen der TV-Film "Rope", in dem Ernest Milton seine Rolle aus den US-Theaterstücken als Rupert Cadell wieder aufnahm. Weitere Darsteller waren Oliver Burt als Wyndham Brandon, Basil Langton als Charles Granillo, sowie Stuart Latham, Dennis Price oder Sandra Storme. Regie bei diesem Film führte damals Dallas Bower.


Man nahm damals und auch heute noch an, dass Patrick Hamilton (er starb am 23. September 1962 im englischen Sheringham, in Norfolk) bei seinem Stück durch den realen Mord an Bobby Franks die Idee für sein Stück hatte - etwas was Hamilton zeitlebens von sich wies, doch sind die Übereinstimmungen ein bißchen zu viel, um Zufall zu sein.

1924 hatten die beiden Studenten Nathan Leopold, jr. und Richard Loeb den damals 14jährigen Bobby Franks entführt und ermordet. Nach dem Mord hatten sie der Familie des Opfers noch Lösegeldforderungen zukommen lassen, doch beide wurden bald erwischt.

Sie gaben zu, dass das einzige Motiv für diese Tat nur der Nervenkitzel war und das Gefühl zu bekommen, als Priviligierte den perfekten Mord an einem niederen Menschen begangen zu haben. Beide hatten reiche Familien, die ihnen das Luxuxleben in Chicago ermöglichten und beide galten als überdurchschnittlich intelligent.

Nach einem aufsehenerregenden Verfahren wurden Nathan Leopold jr. (geboren am 19. November 1904) und Richard Loeb (geboren am 11. Juni 1905) zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Nur ihre noch nicht erlangte Volljährigkeit rettete sie wahrscheinlich damals vor einem Todesurteil.

Loeb wurde am 28. Januar 1936 im Gefängnis von einem Mithäftling ermordet und Leopold starb am 29. August 1971 an einer Herzattacke. Er war 1958 auf Bewährung entlassen worden.


JAMES STEWART UND ALFRED HITCHCOCK

"Rope" war die erste Zusammenarbeit von Alfred Hitchcock mit James Stewart, der damals schon das war, was man heute einen Mega- oder Super-Star nennen würde. Viele Fans der beiden sehen "Rope" nicht unbedingt als einen ihrer besten Filme an.

Das aber liegt im Sinne des Betrachters, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die weiteren Filme, die beide gemeinsam drehten, waren "Rear Window" ("Das Fenster zum Hof", 1954), "The Man who knew too much" ("Der Mann, der zuviel wußte", 1956) und "Vertigo" ("Vertigo", 1958).

Für mich persönlich ist "Rope" auf jeden Fall besser als zum Beispiel "The Man who knew too much", da mir dieser allgemein nicht sehr gut gefiel, weiler zu lang und stellenweise zu langatmig ist. Es dauert zu lange, bis die Geschichte in Fahrt kommt - aber das ist nur meine persönliche Meinung.

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