Nach "Wolfen" von 1981 kam 1984 "The Company of Wolves" ("Die Zeit der Wölfe", 1984). Dieser Film ist unter Fans aber sehr umstritten. Während einige das Werk wegen seiner ungewöhnlichen Machart und der märchenhaften (im wörtlichen Sinne) Geschichte mögen, lehnen ihn die anderen gerade aus diesen Gründen komplett ab.
1985 kam dann die Klamotte (ebenfalls im wörtlichen Sinne) "Teen Wolf" ("Teen Wolf", 1985) mit Michael J.Fox als Teenager, der sich in einen Werwolf verwandelt und an seiner Schule eine Sportskanone wird. Der Film wurde nicht nur bei uns ein Erfolg, ist aber doch sehr auf ein bestimmtes Publikum zugeschnitten.
Der Inhalt: In der amerikanischen Kleinstadt Tarker´s Mills beginnt eines Nachts bei Vollmond mit einem grauenhaften Mord eine ganze Serie solcher Untaten. Die Bürger rüsten auf und gehen nachts auf Streife, doch aufhalten können sie die Verbrechen nicht, die immer nur bei Vollmond geschehen.
Der Teenager Marty, der an den Rollstuhl gefesselt ist, hat eine Theorie, das diese Morde von einem Werwolf begangen wurden. Er erzählt seinem Onkel Red davon, doch der glaubt ihm natürlich kein Wort. Eines Nachts fährt Marty mit seinem von seinem Onkel frisierten Rollstuhl los, um Feuerwerkskörper loszulassen. Dabei wird er von einem Werwolf angegriffen, den er aber mit einem abgeschossenen Feuerwerkskörper aufhalten und verletzten kann.
Ihm gelingt die Flucht und am nächsten Tag erzählt er seiner Schwester Jane und auch Onkel Red davon. Jane glaubt ihm und hilft ihm bei der Suche nach dem Werwolf, der ja jetzt eine Verletzung haben muß. Als die beiden in dem Reverend Lowe die Bestie erkennen, verspricht Red Maßnahmen zu ergreifen, um einen Werwolf bekämpfen zu können. Obwohl er noch immer nicht an die Erkenntnisse der beiden Kinder glauben kann, läßt er eine silberne Kugel herstellen.
"Silver Bullet" ist zwar längst nicht so gut wie "American Werewolf" oder "Das Tier", aber damit konnte man wohl auch nicht rechnen. Obwohl der Film in der Mitte etwas durchhängt, und es teilweise recht drastisch bei manchen Attacken des Werwolfs zugeht, beitet "Silver Bullet" ganz spannende 90 Minuten. Auf jeden Fall bietet er gepflegte Gruselunterhaltung, die nur stellenweie ins Merkwürdige oder Dämliche abrutscht.
DIE ARBEITEN
Das gelungene Drehbuch zu diesem Film schrieb Autor Stephen King selber, das auf der Kurzgeschichten-Sammlung "Cycle of the Werewolf" ("Das Jahr des Werwolfs") basierte (die mir nicht besonders gefielen). Für die filmische Bearbeitung wurde der Inhalt leinwandgerecht aufgeblasen und bekam so alle Zutaten, die ein Gruselfilm haben muß.
Den Originaltitel "Silver Bullet" kann man in zweierlei Hinsicht verstehen: zum einen bedeutet es natürlich wörtlich übersetzt "Silberkugel". "Silver Bullet" ist aber auch der Name des speziellen Rollstuhls, mit dem Marty sogar dem Werwolf in seiner menschlichen Gestalt entkommen kann.
Die Vorlage zum Film, "Cycle of the Werewolf" (bei uns erschienen unter dem Titel "Das Jahr des Werwolfs") waren eigentlich 12 lose zusammenhängende Kalendergeschichten, von denen jede nicht mehr als 500 Wörter hatte. Die erste Ideen hatte Stephen King dazu schon 1979, doch erst 1983 erschien das Werk in einer kleinen Auflage.
1985 kam dann eine Taschenbuchausgabe auf den Markt. Der Produzent Dino De Laurentiis sicherte sich die Rechte an der Geschichte und fragte bei King an, ob er nicht selber das Drehbuch schreiben wolle. Zunächst ungern machte sich der Autor daran, weil er nicht so recht wußte, wie er die 12 einzelnen Geschichten in einen Handlungsstrang unterbringen sollte.
Schließlich ließ er das Geschehen dann aus der Sicht der älteren Schwester erzählen und konnte so alle einzelnen Geschichten unter einen Hut bringen. Das hatte auch zum Ergebnis, das King den Hauptpersonen mehr Raum im Skript geben konnte, als es in der Vorlage der Fall war. Der Onkel der beiden, der in der Geschichte nur mehr kurz auftaucht, bekam nun einen Hintergrund.
Corey Haim als Marty Coslaw mußte sich an verschiedene Rollstühle gewöhnen, die er im Film benutzte. Zu Anfang fuhr er in einem normalen, dann baute ihm sein Onkel Red einen silbernen, aufgemotzen; eine silberne Kugel = "Silver Bullet".
Dieser frisierte Rollstuhl funktionierte auch in der Realität, er war auch erheblich schneller als ein normaler. Auch wenn Corey Haim in gefährlichen Momenten gedoubelt wurde, spielte er fast alle Szenen in diesem "Feuerstuhl" selbst.
Die Hauptfiguren des Films sind die Geschwister Jane und Marty Coslaw (gespielt von Megan Follows und Corey Haim) und ihr Onkel Red (Gary Busey). Alle anderen handelnden Personen sind nur Nebenrollen und haben nicht viele Szenen im Film.
Everett McGill spielt einen Pfarrer, der des Nachts als Werwolf umherwandelt. Und da haben wir eine kleine inhaltliche Schwäche. Ein Werwolf ist ein Geschöpf des Bösen, es kann daher also niemals eine Kirche betreten, ganz zu schweiden davon, das es in einer arbeitet. So jedenfalls galt bis dato die (ungeschriebene) Regel. Aber das ist nur eine Kleinigkeit, an der man sich nicht stören sollte.
Außerdem wird die Identität des Werwolfes erst weit nach der Hälfte des Films offenbart, King beließ es also bei dieser Auflösung aus dramaturgischen Gründen.
DIE EFFEKTE
Die Trickeffekte sind recht ansehnlich, vielleicht auch, weil sie nicht sehr oft eingesetzt werden. Meistens sieht man den Werwolf schon in der fertigen Verwandlung - aber selten im Ganzen. Für die Gestaltung des Werwolfs engagierte man Carlo Rambaldi, der schon den Außerirdischen "E.T." erschaffen hatte und den Troll in der King-Verfilmung "Katzenaugen".
Rambaldi begann zunächst mit dem Bau von Masken und einer lebensgroßen Puppe, um einen Überbilck zu bekommen. Der Werwolf sollte so "real" wie möglich aussehen. Drei Monate vor Beginn der eigentlichen Arbeiten begannen Rambaldi und sein Team mit allen möglichen Ideen, um der Beschreibung des Werwolfes aus Stephen King´s Drehbuch so nahe wie möglich zu kommen. Dabei verging immer mehr Zeit und man hatte sich immer noch nicht entschieden.
Der Termin rückte aber immer näher, so das sich Daniel Attais fünf Wochen vor Drehbeginn entschied, die ursprünglich geplante Anzahl der Werwolf-Szenen zu kürzen und sich auf Nah- bzw. Teilaufnahmen der Bestie zu beschränken. Viele, viele Möglichkeiten sind dadurch allerdings leichtfertig verschenkt worden.
Bei den verbleibenen Aufnahmen schließlich war das Schwierigste der Kopf, in dem nicht immer Everett McGill steckte. Manche Szenen (z. B., wenn der Werwolf "Mimik" zeigen sollte) wurden mit einem mechanischen Kopf gedreht, der über ein Kabelsystem gesteuert wurde. Mehrere Leute waren jeweils bei den Aufnahmen für die Kontrolledes Kopfes zuständig.
Eine der am schwersten umzusetzenden Szenen war eine Traumsequenz, in der Reverends Lowe träumt, das sich alle Kirchenbesucher in Werwölfe verwandeln würden. Für diese Szenen wurden über 10 komplette Werwolf-Masken hergestellt für die Leute, die ganz im Bild zu sehen waren. Je weiter die Leute in der Kirche entfernt saßen, desto weniger mußten sie geschminkt werden.
Allerdings waren die zehn kompletten Masken, die man dafür brauchte, auch Arbeit genug. Die Darsteller waren bei den Dreharbeiten für diese Szenen in Gruppen aufgeteilt: die erste Gruppe waren die, für die man eine ganze Maske benötigt, da sie auch ganz im Bild zu sehen sein sollten. Für manche der Darsteller mußten es auch regelrechte Werwolf-Kostüme sein, da man bei manchen nicht nur das Gesicht sehen sollte.
Die nächste Gruppe waren die, die schon etwas weiter hinten in der Kirche saßen und die schon nicht mehr ganz so deutlich zu sehen ein würden; für diese brauchten die Masken auch nicht mehr so detailiert zu sein. Die letzte Gruppe saß dann nur noch im Hintergrund und war nur noch als Komparsen dafür gedacht, um das "Innere der Kirche" zu füllen. Die Masken für diese Darsteller waren entsprechend weniger aufwendig.
Verwandlungen in Werwölfe in der Art, wie sie bei "Das Tier" oder "American Werewolf" zu sehen waren, gab es bei "Werwolf von Tarker Mills" nicht, man sieht immer nur Teilansichten von sich immer mehr verwandelnden Menschen. Nur am Schluß gibt es eine Rückverwandlung in einen Menschen, in dem es auch manche Szenen zu sehen gibt, wo man Teilverwandlungen ohne Schnitte sehen konnte.
Und bei dieser Sequenz am Ende des Films gibt es eine kurze, nur wenige Sekunden dauernde Stelle, die vieles von dem guten Eindruck, den der Film allgemein bis dahin aufgebaut hatte, wieder zunichte machte (jedenfalls empfand ich dies so).
Im Finale wird der Werwolf mit einer Silberkugel erschossen, die schon erwähnte Rückverwandlung setzt ein, die stellenweise ziemlich überzeugend ist, dann liegt der Mann auf dem Boden und ist, wie am annehmen kann, darf, soll und muß, tot.
Dann dauert es einige Sekunden und der Liegende kommt noch einmal schnell hoch, faucht ein bißchen, fuchtelt albern vor der Kamera herum und fällt dann wieder um. Diese Szene ist absoluter und totaler Schwachsinn, sie erfüllt keinerlei inhaltichen Sinn oder Zweck. Nur, um noch einmal einen letzten Schockmoment herauszuholen.
Allerdings ging dieser Schuß bei mir nach hinten los, denn er erzeugte nur Ärger - Ärger über einen krampfhaft erzeugten Schreckmoment, der aber die ganze aufgebaute Spannung des Finales um ein Haar zerstörte. Wer auch immer diesen dusseligen Einfall gehabt hatte, man möge ihn auf die Strafbank schicken.
Regisseur Daniel Attias begann mit den Hauptdreharbeiten im Okotber 1984, die bis Anfang Dezember dauerten. Die Suche nach den Darstellern der Geschwister Coslaw gestaltete sich schwierig und dauerte Wochen, bis man auf Corey Haim und Megan Follows traf. Die Besetzung von Onkel Red war mit Gary Busey allerdings eine Wunschbesetzung.
Corey Haim (geboren am 23. Dezember 1971 im kanadischen Toronto) begann 1982 mit einer wiederkehrenden Rolle in der TV-Serie "The Edison Twins". Der Part als Marty war erst sein dritter Einsatz in einem Kinofilm. Er ist bis heute als Darsteller aktiv.
Megan Follows (geboren am 14. März 1968 im kanadischen Toronto) war schon länger beim Film beschäftigt. Sie begann 1978 mit einer Rolle in "Clare's Wish", bevor sie ebenfalls eine wiederkehrende Rolle in der TV-Serie "Matt and Jenny" (1979) spielte. Sie war schon in mehreren Filmen, sowie in Fernseh-Arbeiten aufgetreten, bevor die Rolle der Jane in "Silver Bullet" kam.
Daniel Attias' "Silver Bullet" ist bestimmt nicht der beste Horror-Film, den es gibt und in der Reihe der Werwolf-Filme hat er gegen "The Howling" oder "An american Werewolf in London" keine Chance. Dennoch ist der Film für Fans unterhaltsam, interessant und auch spannend und kann seine interessierten Zuschauer durchaus 90 Minuten lang in seinen Bann ziehen.
Teil 10 der “Werwolf”-Filme folgt demnächst.
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