DER AUSSTIEG
Die Serie lief eigentlich recht gut, bis Michael Douglas 1976 nach 97 Folgen ausstieg. Er wollte anderen Aufgaben nachgehen, denn schon im Verlauf der letzten Staffel interessierte er sich mehr und mehr für die Arbeit hinter den Kulissen. Er trug eigene Ideen für Drehbücher für die Serie vor, und führte auch ein paarmal Regie.
Bereits ein Jahr vor seinem Ausstieg begann er sein Projekt "Einer flog über das Kuckucksnest". Ein Projekt, für das er nach Abschluß der Arbeiten seinen ersten Oscar erhalten sollte.
Der Abschied von Steve Keller wurde so in die Serie eingebaut, das Keller an die Polizei Akademie als Ausbilder geht. Da Malden und Douglas aber die einzigen Hauptdarsteller der Serie waren, bedeutete so eine Aktion immer ein großes Risiko, denn die Zuschauer hatten sich natürlich an das Gespann Malden/Douglas gewöhnt und ein Austausch der beiden war ein riskantes Unterfangen.
Und es sollte sich herausstellen, dass der Abgang von Douglas der Anfang vom Ende der Serie war. Nach seinem Ausstieg wurde er von Richard Hatch ersetzt, der als Inspektor Dan Robbins spielte.
Leider fanden viele Kritiker (und auch Zuschauer) irgendetwas, was sie an ihm aussetzen konnten. Man zog seine schauspielerischen Leistungen herunter und fand fadenscheinige "Erklärungen" dafür, warum er ein ach so mieser Schauspieler sei.
Ich persönlich finde seine Art und Weise, wie er die Rolle spielte, nicht schlecht. Schließlich hatte er die undankbare Aufgabe, in ein bereits bestehendes Team hineinzukommen und das ist bestimmt nicht einfach.
Und es ist wohl auch mit der entscheidende Grund, warum es nicht klappen sollte, die Zuschauer hatten immerhin vier Jahre lang Karl Malden &; Michael Douglas gesehen und nun konnten (oder sie wollten) sich nicht mit einem Ersatz anfreunden, der - wenn man es objektiv betrachtet - bestimmt nicht so schlecht gespielt hat, wie allgemein behauptet wurde - und heute noch wird.
Aber was die Zuschauer sehen wollten, war nun mal entscheidend, und so war schon nach 22 Episoden mit der Konstellation Malden/Hatch Feierabend. "ABC" stellte die Produktion ein und so endete die Serie 1977 nach 120 ausgestrahlten Episoden (inklusive Pilotfilm).
NACHSPIEL
Der Erfolg, den die ersten vier Jahre aber gebracht hatte, ließ mehrere Sender in den USA die Serie regelmäßig wiederholen und die Quoten stimmten auch bei den Wiederholungen noch. Die Auslandsverkäufe (auch nach Deutschland) sicherten der Serie weiteren internationalen Erfolg.
Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre wurden viele alte Serien wieder neu belebt, unter anderem so erfolgreiche Serien wie "Cagney & Lacey", "Detektiv Rockford", "Hart aber herzlich" oder auch "Columbo". Auch "Die Straßen von San Fransicso" kamen noch einmal zu Ruhm und Ehren.
Karl Malden spielte 1992 wieder seine Rolle als (diesmal) Captain Mike Stone. Der 90minütige Film, von Mel Damski gedreht, hat leider außer Darleen Carr als Stone´s Tochter niemanden von der alten Besetzung aufzuweisen.
Michael Douglas zu fragen, ob er bei dem Film mitgespielt hätte, wäre reine Utopie gewesen. Er hatte damals gerade den Erfolgsfilm "Basic Instinct" ("Basic Instinct") abgedreht und war ein (wieder) hochbezahlter Kino-Star. Seine Gage hätte sich kein Fernsehsender leisten können.
So wurde die Handlung so aufgebaut, das Mike Stone Steve Keller eingeladen hat und dieser nicht auftaucht. Bei den Nachforschungen stellt sich heraus, das er ermordet worden ist. Mike Stone, inzwischen Captain geworden, geht der Sache nach. Michael Douglas selber sieht man nur in Rückblenden, in Szenen aus den alten Folgen.
Der Film ist natürlich kein Knaller geworden, nicht mit den alten Folgen zu vergleichen, aber schon das Wiedersehen mit Karl Malden und Darleen Carr als seine Tochter machen einige Schwächen an dem Film wett. Und wenn es auch kein überragender Film ist, so wünscht man sich am Ende doch, das es mehr als nur diesen einen gegeben hätte.
Aber leider war dies nur ein einzelner Film und kein Auftakt für eine neue Serie und bis heute hat sich daran nichts geändern und es wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Immerhin ist Karl Malden schon über 90 Jahre alt, und seit 2000 hat er sich aus dem Arbeitsleben zurückgezogen und genießt seinen wohlverdienten Ruhestand. Es sei ihm gegönnt.
Bei der Synchronisierung des neuen Films gab man sich besondere Mühe, denn der Sprecher von Karl Malden ist derjenige, der ihm in 119 Folgen "Die Straßen von San Francisco" seine Stimme lieh, auch in den Folgen, die erstmals auf den diversen Kabelsendern liefen: Friedrich W.Bauschulte (deutscher Erstaussttrahlungstermin des Film war der 1. Januar 1993), der für Karl Malden öfter als Synchronsprecher tätig war.
Bei "Die Straßen von San Francisco" gab es nur die beiden Hauptrollen und einige wiederkehrende Charaktere; da wäre als erstes natürlich Darleen Carr, die die ganze Serie hindurch Jeannie Stone spielte, die Tochter von Mike Stone.
Alle anderen Rollen blieben meist nur bessere Statisten wie Lee Harris, der Inspektor Lessing spielte, Reuben Collins als Inspektor Tanner oder Fred Sadoff, der einen Psychiater spielte, den die beiden Polizisten Stone und Keller meist zu Verbrecher-Profilen befragten.
DIE SERIE IN DEUTSCHLAND
Bei uns begann das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen (für damalige Verhältnisse ziemlich schnell) im Mai 1974 mit der Ausstrahlung der Serie. Wie es hierzulande aber nun mal üblich war, bekam der Zuschauer die Serie in den nächsten Jahren nur scheibchenweise zu sehen und es dauerte bis Ende der 70er Jahre, bis man ca. 100 Episoden ausgestrahlt hatte.
Am Vorspann der Serie kann man wieder sehr gut sehen, wie ausländische Serien bei uns manipuliert und verändert wurden. Im Original werden neben der (wirklich hevorragenden) Titel-Musik die Namen der Gast-Stars in der jeweiligen Episode genannt. Für die deutsche Ausstrahlung wurde dieser Teil komplett herausgeschnitten.
Erst als das Kabelfernsehen bei uns immer größer wurde, bekam man auch alle fehlenden Episoden von "Die Straßen von San Francisco" zu sehen.
KARL MALDEN als Lieutenant Mike Stone
Obwohl Karl Malden in den 50er bs 70er Jahren so einige Kinorollen spielte, die ihn bekannt machten, hat er doch seine größte Bekanntheit durch die Rolle des Lieutenant Mike Stone erlangt.
Geboren wurde er als Sohn jugoslawischer Einwanderer unter dem Namen Mladen Sekulovich am 22. März 1912 in Gary, im US-Bundesstaat Indiana. Nach der High School arbeitete er drei Jahre lang in einem Stahlwerk, in dieser Funktion half er eines Tages beim Aufbau von Kulissen für ein Theaterstück.
Dies ließ dann sein Interesse an der Schauspielerei erwachen und er nahm Unterricht, den er im berühmten "Actor´s Studio" abschloß. So begann in den 30er Jahren seine Theaterlaufbahn, die er hauptsächlich mit Stücken von Tennessee Williams und Arthur Miller verbrachte.
Während seine Filmauftritte in den 40er Jahren nur sporadisch waren, nahmen dieses Anfang der 50er Jahre zu. Er spielte unter anderem 1950 in Henry King´s "The Gunfighter" ("Scharfschütze Jimmy Ringo") oder ein Jahr später in "A Streetcar named Desire" ("Endstation Sehnsucht"), für den er seinen einzigen Oscar als bester Nebendarsteller erhielt.
Seine Film-Laufbahn kam aber nun immer besser in Gang, er spielte Rollen in immer bekannteren Filmen. Die 60er Jahre waren für Karl Malden - jedenfalls was seine Kinokarriere betraf - die erfolgreichsten; er spielte Rollen in Klassikern wie "How the West was won" ("Das war der Wilde Westen", 1962), "Cheyenne autumn" ("Cheyenne") von 1964.
1965 und 1966 spielte er in zwei Filmen mit Steve McQueen: in dem längst zum Klassiker gewordenen "The Cincinnati Kid" (Cincinnati Kid und der Pokerkönig") und in dem Western "Nevada Smith" ("Nevada Smith"), in dem er Gangster eine negative Rollenfigur verkörperte. Weitere Filme kamen, bis er dann 1972 die Rolle des Mike Stone annahm.
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre ließ seine Aktivität langsam nach, er ging schnurstracks auf die 70 zu und spielte nur noch seltener in Film oder Fernsehen. Er wirkte aber trotzdem noch in teils guten, teils weniger guten Filmen mit; wie in "Meteor" ("Meteor") oder in "Jagd auf die Poseidon", einer indirekten Fortsetzung des Katatrophen-Klassiker "Poseidon Inferno").
1984 spielte Karl Malden in dem Fernsehfilm "Fatal vision" mit, der bei uns als Zweiteiler unter dem Titel "Ich bin kein Mörder" lief. Malden spielte hier einen Familienvater, dessen Tochter und Enkel brutal ermordet wurden. Der Verdacht fällt dann bald auf seinen Schweigersohn. Ein eindringlicher, teilweise brillanter Film, der auf sehr nahe gehende Weise einen Fall schildert, der Ende der 60er Jahre in den USA tatsächlich passierte
Neben Karl Malden spielten Eva-Marie Saint als seine Frau und Gary Cole als ihr Schwiegersohn, der in Verdacht gerät. Als dessen Anwalt agierte Barry Newman. Für die Rolle des Schwiegervaters erhielt Karl Malden den "Emmy", einen angesehenen Fernseh-Preis.
Ab den 90er Jahren schraubte er seine Aktivitäten noch weiter zurück und spielte nur noch selten, zum Beispiel eben in dem 1992 gedrehten Film "Back to the Streets of San Francisco" ("Zurück auf die Straßen von San Francisco"). Außerdem war er noch zu sehen in dem TV-Film "They've taken our Children" (1993) und in einer Episode der Serie "The west wing" von 2000.
In diesem Jahr, am 22. März, feiert Karl Malden seinen 97. Geburtstag. Seit dem 18. Dezember 1938 ist Malden mit Mona Greenberg verheiratet (seit über 70 Jahren!). Die beiden haben die Kinder Mila und Carla und zusammen mit seiner Tochter Carla schrieb Karl Malden seine Autobiographie "When do I start".
Der dritte Teil von "Die Straßen von San Francisco" folgt am 2. Februar.
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