Sunday, October 11, 2009

Der große Eisenbahnraub


Der große Eisenbahnschraub

Inhalt: Im England des Jahres 1854 bereitet Edward Pierce mit Sorgfalt einen Raub vor, der in die Geschichte eingehen soll. Zusammen mit dem Safeknacker Robert Agar, seiner Freundin Miriam und seinem Vertrauten Barlow will er die Lohngelder für die Soldaten auf der Krim rauben, die per Zug zum Festland gebracht werden. Für den Raub brauchen sie die Schlüssel der beiden Geldschränke, in denen das Gold transportiert wird. Jeder Geldschrank ist mit zwei Schlössern gesichert, für die man jeweils zwei Schlüssel braucht. Die Jagd nach den Schlüsseln ist das erste Hindernis, dass die vier überwinden müssen. Als sie die Schlüssel endlich haben, stellen sie fest, dass die Bahngesellschaft die Sicherheitsvorkehrungen erhöht hat. Sie sind nun gezwungen, ihren Plan zu ändern. Für die Durchführung des Raubes muß Pierce während der Ausführung einen riskanten Part übernehmen.

England, 1978, 79
Original-Titel: THE FIRST GREAT TRAIN ROBBERY

Darsteller:
Sean Connery (Edward Pierce)
Donald Sutherland (Robert Agar)
Lesley-Anne Down (Miriam)
Alan Webb (Edgar Trent)
Malcolm Terris (Henry Fowler)
Robert Lang (Inspector Sharp)
Michael Elphick (Burgess)
Wayne Sleep (Williams)
Pamela Salem (Emily Trent)

Drehbuch nach dem Roman "The First Great Train Robbery" von Michael Crichton
Produzent: John Foreman
Drehbuch und Regie: Michael Crichton


HINTER DEN KULISSEN
(Für all die, die diesen Film bei den letzten Ausstrahlungen in diesem Jahr verpasst haben.......)

“The great Train Robbery” war 1979 der dritte Kinofilm von Michael Crichton; der dritte, der nach seinem eigenen Drehbuch entstand, aber der erste, den er nach seiner eigenen Vorlage drehte. Bisher hatte er nur ein Skript verfilmt, das er selber nach eigenen Ideen, aber ohne literarische Vorlage, gedreht hatte (”Westworld”, 1973) und ein Skript, dass er nach der Vorlage eines anderen verfilmt hatte (”Coma”, 1978).

Nun aber inszenierte er seinen ersten Kinofilm nach seinem eigenem Roman. Crichton war Filmfans bekannt durch seine für die Leinwand adaptierten Romane wie “Enthüllung”, “Die Wiege der Sonne”, “Congo”, “Sphere” und natürlich durch “Jurassic Park” Teil 1 bis 3.

Michael Crichton starb am 4. November 2008 im Alter von 66 Jahren an Krebs.







“The great Train Robbery” (”Der große Eisenbahnraub”) ist wohl nicht das beste Buch von Michael Crichton, vielleicht auch, weil der Roman nicht durchweg Fiktion ist. Der Überfall auf den Zug ist keine Erfindung, sondern passierte wirklich, ebenso wie die handelnden Hauptpersonen keine Fiktion sind, sondern tatsächlich gelebt haben.

Herausragend an diesem Film ist die gesamte Optik, also die Ausstattung und die Bauten. Man fühlt sich wirklich in das London von 1850 versetzt, ganze Straßenzüge wurden für die Szenen aufgebaut und viele Statisten und Komparsen in den passenden Kostümen bevölkern die Szenen.

Manche Einstellungen sind von Regisseur Crichton exzellent ausgeführt, so der Einbruch in das Büro des Fahrdienstleiters, bei dem man einige teils sehr gelungene Einstellungen vom Dach des Bahnhofs sieht. Der Bahnhof im Film selber ist ebenso ein visueller Genuß. In geheimnisvoll scheinenden Farben gehalten, wirkt das Ganze mysteriös und fremd; beinahe so, als befände man sich wirklich in dieser Zeitepoche.


Ein Extra-Lob gebührt der Musik von Jerry Goldsmith und vor allem der von dem Veteranen Geoffrey Unsworth geführten Kamera, der die manchmal in unwirklich scheinendes Licht getauchten Sets wundervoll einfängt. Ihm ist “Der große Eisenbahnraub” gewidmet worden. Er starb am 29. Oktober 1978 in der Bretagne, in Frankreich.

Auch die Ausstattung des Films ist nahezu genial, alle Gegenstände und Einrichtungen wirken so, als wären sie eben aus dieser Zeit entnommen worden. Die Inneneinrichtungen der Studio-Dekorationen, die Kutschen, die Eisenbahn - alles, was im Film öfter zu sehen ist, erweckt nicht den Anschein, als sei es nur eine bloße Requisite. Auch die Außenaunahmen sind mit viel Mühe gemacht worden, bei den Massenszenen (sage ich mal so), bei denen alles an Menschen auf der Straße zu sehen ist, was damals eben zu sehen war: Händler mit ihren verschiedenen und vielfältigen Pferdefuhrwerken, die Passanten, die die Straßen beleben, all das wirkt überraschend authentisch und real.

Ein großes Plus sind außerdem natürlich die Hauptdarsteller: Sean Connery, Donald Sutherland und Lesley-Anne Down, auf denen die Hauptlast des Films lag, alle anderen Personen wurden nur kurz gezeigt, beziehungsweise nur in sehr kurzen Szenen als Randerscheinung geschildert - auch ein Umstand, der sich dadurch erklären läßt, das Crichton die Handlung seines Buches straffen mußte, andernfalls wäre aus dem Ganzen ein Film mit dreieinhalb Stunden Länge geworden.

Sean Connery spielt den Gentleman-Gangster Edward Pierce, wie er (wahrscheinlich) leibte und lebte. Die Beschreibung Crichton´s von Pierce stimmte zwar äußerlich, aber natürlich war Connery bei den Dreharbeiten schon etwas älter als Pierce damals gewesen sein mußte, was der Glaubdwürdigkeit und dem Spaß beim Ansehen aber keinerlei Abbruch tut. Außerdem sieht man Connery in diesem Film wirklich nicht an, dass er schon 48 Jahre alt war.


Einen Kompromiß ging Crichton anscheinend bei den Dialogen zwischen den Hauptpersonen ein, denn manche dieser Gespräche muten nicht wie die Gespräche zweier Gentlemen im England des Jahres 1854 an, sondern schon mehr wie Dialoge aus der (um 1978) heutigen Zeit. Er wollte diese Dinge wohl für das (damalige) Publikum etwas moderner haben. Das trübt ein bißchen die Authenzität - aber nebenbei bemerkt: welche Rolle spielt das für den Filmgenuß?

Die Rolle der Miriam mußte für den Film ausgebaut werden, da Lesley-Anne Down zu der Zeit schon ein Star war, der stetig an Popularität gewann. Viele Szenen, in denen sie spielt, gibt es so im Buch nicht: die beiden Dialog-Szenen mit Pierce, dass sie bei dem Training, das Agar absolviert dabei ist (im Buch ist sie das nicht), das Gespräch mit Henry Fowler im Zug am Ende des Films, all dies ist im Buch nicht zu finden, aber auch das schadet dem Film nicht, denn Pierce und Miriam sollen dem Zuschauer ja als Paar verkauft werden, und da ist es schon ganz gut, wenn man beide öfter zusammensieht.

Mit diesem Film hatte Michael Crichton damals jedenfalls bewiesen, dass er neben dem Schreiben von Büchern auch das Inszenieren von Filmen immer besser beherrschte. Er hatte mit “The great Train Robbery” einen wirklich interessanten und auch mitreißenden Film abgeliefert. Sicher, es ist kein Action-Film im heutigen Sinne geworden und Fans des Action-Genres, die an die Filme der 90er Jahre gewöhnt sind, werden hiermit wohl nicht allzu viel anfangen können. Dennoch ist “Der große Eisenbahnraub” auf seine Art spannend und interessant erzählt.


Auf DVD kann man den Film hier bestellen.

No comments:

Post a Comment